Veröffentlicht am März 11, 2024

Hören Sie auf, den Spaziergang als Pflichtübung zum Auspowern Ihres Hundes zu sehen. Sein wahres Potenzial liegt in einer geteilten Sinneserfahrung, die nicht nur den Hund auslastet, sondern auch Sie selbst entschleunigt.

  • Der Schlüssel liegt darin, dem Hund bewusst Zeit zum „Zeitunglesen“ zu geben und seine faszinierende Geruchswelt zu respektieren.
  • Statt monotoner Kilometer werden einfache, achtsame Spiele zur Brücke, die Ihre Wahrnehmung mit der Ihres Hundes verbindet.

Empfehlung: Widmen Sie nur fünf Minuten jedes Spaziergangs der bewussten Beobachtung dessen, was Ihr Hund erschnüffelt. Sie werden überrascht sein, was Sie dabei über ihn und Ihre Umgebung lernen.

Die Leine in der Hand, die Schuhe geschnürt, die immer gleiche Runde durch den Park. Für viele Hundebesitzer wird der tägliche Spaziergang zu einer mechanischen Routine, einem weiteren Punkt auf der To-do-Liste. Man will den Hund müde machen, für Auslauf sorgen, aber die Freude und die Verbindung, die man sich einst erhofft hat, bleiben oft auf der Strecke. Der Fokus liegt auf dem Ziel – das Ende der Runde – und nicht auf dem Weg. Man versucht, mit Ballwürfen für Action zu sorgen oder variiert vielleicht mal die Route, doch das Gefühl der Monotonie schleicht sich schnell wieder ein.

Doch was, wenn die Lösung nicht in *mehr* Action, sondern in *weniger* Tempo liegt? Was, wenn der Schlüssel zu einem erfüllten Spaziergang nicht darin besteht, unseren Hund zu bespaßen, sondern darin, die Welt wieder gemeinsam mit ihm zu entdecken? Dieser Artikel bricht mit der Vorstellung, dass ein guter Spaziergang schnell und weit sein muss. Er lädt Sie ein, die Perspektive zu wechseln und die tägliche Runde als das zu sehen, was sie sein kann: ein gemeinsames Abenteuer für die Sinne, ein Entschleunigungs-Ritual, das die Bindung zwischen Ihnen und Ihrem Hund auf eine tiefere Ebene hebt. Wir betrachten den Spaziergang nicht mehr als Trainingseinheit, sondern als eine gemeinsame Sinnesreise.

Wir werden erkunden, warum das ausgiebige Schnüffeln für Ihren Hund überlebenswichtig ist und wie Sie aus einfachen Begegnungen lehrreiche Momente machen. Wir entdecken Spiele, die keine Ausrüstung erfordern, aber die geistige Auslastung maximieren, und lernen, wie wir uns als respektvolle Gäste in der Natur verhalten. Es ist eine Einladung, die Welt wieder mit der Nase Ihres Hundes zu sehen und die geteilte Wildnis vor Ihrer Haustür neu zu entdecken.

In diesem Leitfaden finden Sie praktische Anleitungen und inspirierende Denkanstöße, um jeden Spaziergang von einer Pflicht in ein wertvolles Ritual der Verbundenheit zu verwandeln. Entdecken Sie die verschiedenen Facetten, die aus einer einfachen Runde ein echtes Erlebnis machen.

Schnüffeln erlaubt: Warum Ihr Hund auf dem Spaziergang mehr Zeit zum „Zeitunglesen“ braucht

Für uns ist es nur ein Spaziergang, für unseren Hund ist es die Lektüre der Morgenzeitung, das Scrollen durch soziale Netzwerke und das Abrufen der neuesten Nachrichten – alles auf einmal. Wenn Ihr Hund mit der Nase am Boden klebt, ist das kein Trödeln, sondern hochkonzentrierte Informationsaufnahme. Er liest, wer hier war, in welcher Stimmung sich der andere Hund befand und ob eine läufige Hündin in der Nähe ist. Dieses Verhalten zu unterbrechen, weil wir es eilig haben, ist, als würde man jemandem mitten im Satz das Buch aus der Hand reißen. Oft ist das Ziehen an der Leine kein Ungehorsam, sondern pure Frustration über eine verpasste „Schlagzeile“.

Die Nase des Hundes ist ein Wunderwerk der Natur. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Hunde bis zu 300 Millionen Riechzellen besitzen, während der Mensch nur auf etwa 5 Millionen kommt. Diese Fähigkeit nicht nur zu tolerieren, sondern aktiv zu fördern, ist ein fundamentaler Baustein für das Wohlbefinden Ihres Tieres. Es ist eine der einfachsten Formen der artgerechten geistigen Auslastung und beugt Stress und Langeweile vor. Statt den Hund weiterzuzerren, versuchen Sie es mit einem Entschleunigungs-Ritual: Halten Sie inne und beobachten Sie, was genau Ihren Hund so fasziniert. Diese Momente der Ruhe sind der erste Schritt zur Sinnes-Synchronisation, bei der Sie Ihre Wahrnehmung an die Ihres Hundes ankoppeln.

Die Plattform Spontacts zeigt, wie dieses Prinzip sogar im urbanen Raum funktioniert. Dort werden in deutschen Städten organisierte Social Walks angeboten, die genau diesen Fokus legen. Im „Schnüffel-Spaziergang“ im Berliner Tiergarten beispielsweise darf jeder Hund in seinem Tempo die Geruchs-Landkarte der Umgebung erkunden. Es geht nicht um Distanz, sondern um die Tiefe des Erlebnisses. Indem wir dem Hund diese Freiheit geben, schenken wir ihm nicht nur geistige Stimulation, sondern auch Respekt vor seiner Natur. Das Ergebnis ist oft ein viel entspannterer und ausgeglichenerer Hund am Ende des Spaziergangs.

Langeweile an der Leine? 7 einfache Spiele, die jeden Spaziergang spannender machen

Sobald wir das Schnüffeln als wichtigen Teil des Spaziergangs akzeptiert haben, können wir die nächste Stufe der gemeinsamen Erfahrung zünden: das Spiel. Dabei geht es nicht um wildes Apportieren bis zur Erschöpfung, sondern um kleine, geistig anregende Aufgaben, die die Bindung stärken und die Aufmerksamkeit Ihres Hundes auf Sie lenken. Diese Spiele verwandeln Sie vom „Leinenhalter“ zum spannenden Interaktionspartner. Sie benötigen dafür nichts weiter als die Umgebung und ein wenig Kreativität.

Stellen Sie sich den Wald oder Park als Ihren gemeinsamen Abenteuerspielplatz vor. Jeder Baum, jede Bank, jeder Laubhaufen kann Teil eines Spiels werden. Ein einfaches Versteckspiel, bei dem Sie sich hinter einem Baum ducken, während Ihr Hund abgelenkt ist, schult seine Aufmerksamkeit und belohnt ihn mit der Freude, Sie wiederzufinden. Das Schicken um einen Baum oder eine Parkbank herum fördert die Koordination und das Verständnis für Richtungsanweisungen. Diese kleinen Aufgaben durchbrechen die Monotonie und schaffen positive Verknüpfungen mit Ihrer Anwesenheit.

Dieser Ansatz des gemeinsamen Erlebens ist eine Form des „Waldbadens“ (Shinrin-yoku), bei dem Mensch und Tier zusammen in die Atmosphäre des Waldes eintauchen und ihre Sinne schärfen. Es geht um das bewusste Wahrnehmen von Gerüchen, Geräuschen und Untergründen.

Hund und Mensch erleben gemeinsam achtsames Waldbaden mit verschiedenen Sinnesübungen

Wie die Aufnahme zeigt, wird der Spaziergang so zu einer geteilten Sinneserfahrung. Während der Hund die Texturen des Bodens erkundet, kann der Mensch sich auf das Lichtspiel der Blätter oder die Geräusche des Waldes konzentrieren. Folgende Spiele lassen sich mühelos in jeden Spaziergang integrieren:

  • Versteckspiel: Nutzen Sie Bäume oder Büsche, um sich kurz zu verstecken.
  • Um-Objekte-Laufen: Schicken Sie Ihren Hund gezielt um einen Baum oder eine Parkbank.
  • Futterdummy-Suche: Verstecken Sie einen Futterbeutel (oder ein Leckerli unter Laub) und lassen Sie Ihren Hund suchen.
  • Pause-Übung: Setzen Sie sich bewusst auf eine Bank und üben Sie gemeinsam, zur Ruhe zu kommen.
  • Tempowechsel: Variieren Sie spontan das Gehtempo von langsam zu schnell und wieder zurück.

Mit dem Hund in die Berge: Der ultimative Planungs-Guide für eine sichere und entspannte Wanderung

Wenn der achtsame Spaziergang zur Routine geworden ist, wächst oft der Wunsch nach größeren Abenteuern. Eine Wanderung in den deutschen Mittel- oder Hochgebirgen ist die Krönung der geteilten Naturerfahrung. Doch damit die Tour für Mensch und Tier zum Genuss wird, ist eine sorgfältige Planung unerlässlich. Jede Gebirgsregion in Deutschland hat ihre eigenen Regeln und potenziellen Gefahren, die man kennen sollte. Die Wahl der richtigen Route, die passende Ausrüstung und das Wissen um Verhaltensregeln sind entscheidend für eine sichere und entspannte Tour.

Ein kritischer Punkt ist der Umgang mit Weidevieh. Besonders Kühe mit Kälbern können auf Hunde, die sie als Bedrohung für ihren Nachwuchs ansehen, aggressiv reagieren. Laut aktueller DAV-Unfallstatistik entstehen 73 % der Unfälle mit Hunden in den Bergen durch fehlende Leine in Weidegebieten. Den Hund hier konsequent anzuleinen und großen Abstand zu halten, ist kein Vorschlag, sondern eine absolute Notwendigkeit. In manchen Regionen, wie den Bayerischen Alpen, kommen zudem Herdenschutzhunde zum Einsatz, die ihre Herde eigenständig verteidigen. Hier gilt: ruhig und in weitem Bogen passieren.

Die richtige Vorbereitung hängt stark von der gewählten Region ab. Die Leinenpflicht, Gefahren durch Wildtiere oder sogar giftige Raupen sowie die Regelungen für die Mitnahme in Berghütten variieren erheblich. Eine gute Planung schafft die Basis für ein unvergessliches Erlebnis. In der folgenden Tabelle, basierend auf einer Analyse von Outdoor-Tipps für Hundebesitzer, finden Sie einen Überblick über beliebte deutsche Wanderregionen.

Deutsche Gebirgsregionen und ihre Besonderheiten für Hundewanderer
Gebirgsregion Leinenpflicht Besondere Gefahren Hütten-Regelung
Bayerische Alpen Weidegebiete: Leinenpflicht Herdenschutzhunde, Kühe mit Kälbern Maulkorbpflicht in DAV-Hütten
Schwarzwald April-Juli verschärft (Brut-/Setzzeit) Eichenprozessionsspinner (Mai-Juli) Meist hundefreundlich
Harz Nationalpark: strenge Leinenpflicht Wildschweine, steile Klippen Voranmeldung erforderlich
Sächsische Schweiz Kernzone: Leinenpflicht Absturzgefahr an Felsen Hunde oft nicht erlaubt

Konfliktfrei durch Wald und Flur: So meistern Sie Begegnungen mit Wild, Mensch und Hund auf Wanderungen

Ein achtsamer Spaziergang bedeutet auch, vorausschauend und verantwortungsvoll zu handeln. In der Natur sind wir nie allein. Wir teilen uns den Raum mit Wildtieren, Förstern, Jägern, Joggern, Radfahrern und anderen Hundehaltern. Jede dieser Begegnungen birgt Potenzial für Konflikte – oder für einen Moment des respektvollen Miteinanders. Der Schlüssel liegt in der Begegnungs-Kompetenz: der Fähigkeit, Situationen frühzeitig zu erkennen, den eigenen Hund sicher zu managen und klar und freundlich zu kommunizieren.

Die wichtigste Regel lautet: Prävention ist alles. Seinen Hund bei Sichtung von anderen Spaziergängern oder Wildtieren frühzeitig zu sich zu rufen und anzuleinen, ist kein Zeichen von mangelndem Vertrauen, sondern von Respekt und Voraussicht. Es deeskaliert die Situation, bevor sie überhaupt entstehen kann. Besonders bei Joggern oder Radfahrern, die sich schnell nähern, hilft es, den Hund kurz an die Seite zu nehmen und ihn absitzen zu lassen. Dies gibt allen Beteiligten Sicherheit und vermeidet unkontrollierte Jagd- oder Abwehrreaktionen.

Sollte es doch einmal zu einer angespannten Situation oder einer Zurechtweisung kommen, ist eine souveräne und deeskalierende Kommunikation Gold wert. Anstatt in eine Verteidigungshaltung zu gehen, helfen einfache, klare Sätze, die Verständnis signalisieren und gleichzeitig die eigene Handlungsfähigkeit unterstreichen. Es geht nicht darum, Recht zu haben, sondern darum, die Situation für alle sicher und angenehm zu lösen. Die folgenden Formulierungen aus dem Begegnungstraining können in Stresssituationen eine große Hilfe sein:

  • Bei Joggern/Radfahrern: „Entschuldigung, ich nehme ihn sofort zu mir. Könnten Sie bitte kurz langsamer machen?“
  • Bei anderen Hundehaltern: „Mein Hund ist noch in der Ausbildung. Dürfen wir mit Abstand vorbeigehen?“
  • Bei Förstern/Jägern: „Guten Tag, ich leine sofort an. Gibt es aktuell besondere Bereiche, die ich meiden sollte?“
  • Bei besorgten Passanten: „Ich verstehe Ihre Bedenken. Er ist angeleint und wir halten gerne mehr Abstand.“

Gemeinsam statt einsam: Wie Social Walks Ihrem unsicheren Hund helfen können

Während manche Hunde selbstsicher durchs Leben gehen, sind andere bei Hundebegegnungen gestresst, ängstlich oder reaktiv. Für ihre Halter wird jeder Spaziergang zum Spießrutenlauf. Eine oft empfohlene Lösung ist der Besuch einer Hundewiese – doch das unkontrollierte und oft chaotische Zusammentreffen vieler Hunde kann das Problem für unsichere Tiere massiv verschlimmern. Eine weitaus bessere Alternative ist der strukturierte Social Walk, ein moderierter Gruppenspaziergang, der Hunden hilft, in einem sicheren Rahmen positive soziale Erfahrungen zu sammeln.

Der entscheidende Unterschied liegt in der Kontrolle und der Struktur. Bei einem Social Walk, der von einem erfahrenen Trainer geleitet wird, werden die Hunde sorgfältig ausgewählt. Die Gruppengröße ist klein, und es wird streng auf die Einhaltung der Individualdistanz geachtet – also des Abstands, den ein Hund benötigt, um sich in der Nähe eines anderen noch wohlzufühlen. Die Hunde laufen an der Leine und lernen, die Anwesenheit anderer Hunde ruhig zu akzeptieren, ohne in direkten Kontakt treten zu müssen. Dieses ruhige, gemeinsame Gehen senkt den Stresslevel und ermöglicht es dem unsicheren Hund, positive Verknüpfungen aufzubauen.

Erfolgsgeschichte: Klausi überwindet seine Ängste

Der Malinois Klausi kam als extrem unsicherer Hund ins Training bei DogsTV. Jede Hundebegegnung führte zu panischem Verhalten. Nach drei Jahren regelmäßiger Teilnahme an strukturierten Social Walks in kleinen, sorgfältig zusammengestellten Gruppen hat er gelernt, andere Hunde und Menschen entspannt wahrzunehmen. Der Schlüssel zum Erfolg war die Kombination aus kontrollierten Begegnungen mit klarer Individualdistanz, dem ruhigen Kennenlernen und der Möglichkeit, in seinem eigenen Tempo Vertrauen aufzubauen. Heute kann Klausi problemlos und entspannt an anderen Hunden vorbeigehen – ein Erfolg, der auf einer Hundewiese undenkbar gewesen wäre.

Die Gegenüberstellung der beiden Konzepte macht deutlich, warum der Social Walk für das soziale Lernen überlegen ist.

Hundewiese vs. Social Walk – Die wichtigsten Unterschiede
Kriterium Hundewiese Social Walk
Struktur Unkontrolliert, chaotisch Moderiert, strukturiert
Gruppengröße Zufällig, oft zu groß Max. 6-8 Hunde
Lerneffekt Gering bis negativ Hoch durch Anleitung
Stress-Level Oft hoch Kontrolliert niedrig
Für unsichere Hunde Nicht empfohlen Ideal geeignet

Die Welt durch die Nase: Wie Sie das größte Talent Ihres Hundes für ein erfülltes Leben nutzen

Wir haben bereits die immense Bedeutung des Schnüffelns auf dem Spaziergang erkannt. Doch das größte Talent unseres Hundes – seine Nase – lässt sich weit über die tägliche Runde hinaus nutzen, um sein Leben reicher und erfüllter zu gestalten. Nasenarbeit ist nicht nur eine artgerechte Beschäftigung, sondern auch eine hochwirksame Methode zur geistigen Auslastung und Konzentrationsförderung. Ein Hund, der seine Nase gebrauchen darf, ist ein zufriedener und oft auch ruhigerer Hund. Diese Aktivität lässt sich mit einfachsten Mitteln zu Hause und im Garten umsetzen.

Die einfachste Form ist das „Verloren-Suche“. Anstatt den Ball zu werfen, können Sie ihn (oder einen Futterbeutel) im hohen Gras oder unter einem Laubhaufen verstecken und den Hund mit dem Kommando „Such verloren!“ auf die Suche schicken. Sie werden beobachten, wie Ihr Hund sofort in einen hochkonzentrierten Arbeitsmodus schaltet. Er nutzt systematisch seine Nase, um die Witterung aufzunehmen und der Geruchsspur zu folgen. Diese Art der Arbeit ist für den Hund weitaus anstrengender und befriedigender als rein körperliche Verausgabung.

Eine weitere, wunderbare Möglichkeit für drinnen ist der „Schnüffelteppich“. Dies ist eine Matte mit vielen Stoffstreifen, zwischen denen Sie trockene Leckerlis verstecken können. Der Hund muss seine Nase tief in die Streifen stecken und sich sein Futter erarbeiten. Das verlangsamt nicht nur die Futteraufnahme bei gierigen Hunden, sondern bietet auch eine fantastische Beschäftigung an Regentagen. Indem wir solche kleinen Rituale in den Alltag integrieren, zollen wir dem wichtigsten Sinn unseres Hundes Tribut und geben ihm eine Aufgabe, die seiner Natur entspricht. Es stärkt sein Selbstbewusstsein, da er ein Problem eigenständig lösen kann.

Das Wichtigste in Kürze

  • Verwandeln Sie den Spaziergang von einer Pflicht in ein Ritual der Verbundenheit, indem Sie das Tempo drosseln und die Welt durch die Sinne Ihres Hundes wahrnehmen.
  • Das Zulassen von ausgiebigem Schnüffeln ist keine Zeitverschwendung, sondern essenzielle geistige Auslastung und Stressreduktion für Ihren Hund.
  • Seien Sie ein respektvoller Gast in der Natur: Leinenpflicht in Schutzgebieten, vorausschauendes Handeln bei Begegnungen und das Hinterlassen von nichts als Fußspuren sind oberstes Gebot.

Zu Gast in der Wildnis: Die 10 Gebote für ein respektvolles Verhalten in Naturschutzgebieten

Unsere gemeinsame Zeit in der Natur ist ein Privileg. Besonders in Deutschland, wo Naturschutzgebiete (NSG) wertvolle Rückzugsorte für seltene Tiere und Pflanzen sind, tragen wir als Hundebesitzer eine besondere Verantwortung. Hier sind wir nicht nur Spaziergänger, sondern Gäste in einem sensiblen Ökosystem. Ein respektvolles Verhalten ist keine Option, sondern eine absolute Notwendigkeit, um diese Räume für die Zukunft zu erhalten. Die oberste Regel ist oft die am meisten diskutierte: die Leinenpflicht.

Auch der besterzogene Hund folgt seinen Instinkten. Ein aufgescheuchtes Reh oder ein brütender Vogel am Boden können den Jagdtrieb auslösen – mit oft fatalen Folgen für das Wildtier. Aus diesem Grund ist die Leinenpflicht in Schutzgebieten so strikt. Das Bundesamt für Naturschutz bestätigt, dass in 97 % aller deutschen Naturschutzgebiete ganzjährige Leinenpflicht für Hunde gilt. Diese Regel dient nicht der Gängelung von Hundehaltern, sondern dem Schutz der Wildtiere, die in diesen Gebieten Vorrang haben. Dies gilt insbesondere während der Brut- und Setzzeit von April bis Juli, wenn der Nachwuchs besonders verletzlich ist.

Doch Respekt geht über die Leine hinaus. Es bedeutet, konsequent auf den ausgewiesenen Wegen zu bleiben, um die Vegetation und die Nistplätze am Boden nicht zu zerstören. Es bedeutet, den Hundekot immer und überall aufzusammeln, da er Nährstoffe in den Boden einbringt, die das empfindliche Gleichgewicht magerer Standorte stören können. Und es bedeutet, Lärm zu vermeiden und seinen Hund nicht unkontrolliert bellen zu lassen. Der folgende Leitfaden fasst die wichtigsten Verhaltensregeln zusammen.

Checkliste für den Besuch im Naturschutzgebiet

  1. Gebot 1: Leine ist Pflicht – ohne Ausnahme, auch bei perfektem Gehorsam.
  2. Gebot 2: Auf den Wegen bleiben – Trampelpfade und das Querfeldeingehen sind tabu.
  3. Gebot 3: Kot immer einsammeln – auch abseits der Wege, um die heimische Flora zu schützen.
  4. Gebot 4: Brut- und Setzzeit (April-Juli) besonders respektieren – in dieser Zeit sind Wildtiere extrem störungsempfindlich.
  5. Gebot 5: Wildtiere haben Vorrang – halten Sie maximalen Abstand und nehmen Sie lieber einen Umweg in Kauf.

Urlaub mit vier Pfoten: Der strategische Leitfaden für eine entspannte Reise für Mensch und Tier

Alle Fähigkeiten, die wir auf unseren achtsamen Spaziergängen trainiert haben – Ruhe, Begegnungs-Kompetenz, eine starke Bindung – zahlen sich spätestens dann aus, wenn das größte Abenteuer ansteht: der gemeinsame Urlaub. Ein gut sozialisierter, geistig ausgelasteter und an verschiedene Umweltreize gewöhnter Hund ist der beste Reisepartner, den man sich wünschen kann. Eine Reise mit Hund ist jedoch mehr als nur das Buchen einer hundefreundlichen Unterkunft. Sie erfordert eine strategische Planung, die beim Transportmittel beginnt.

In Deutschland gibt es je nach Verkehrsmittel klare Regelungen. Im eigenen Auto ist die Sicherungspflicht oberstes Gebot; der Hund muss per Transportbox, Gurtgeschirr oder Trenngitter gesichert sein. Dies dient nicht nur dem Schutz des Tieres, sondern auch der Insassen. Regelmäßige Pausen alle zwei Stunden sind essenziell, um dem Hund die Möglichkeit zu geben, sich zu lösen und die Beine zu vertreten. Bei der Deutschen Bahn reisen kleine Hunde bis zur Größe einer Hauskatze in einer Transportbox kostenlos mit, während größere Hunde einen Maulkorb tragen müssen und zum halben Fahrpreis mitreisen. Ein vorheriges Maulkorbtraining ist hier unerlässlich, um Stress für den Hund und andere Fahrgäste zu vermeiden.

Am Urlaubsort selbst gelten die gleichen Prinzipien wie zu Hause: Respekt und Voraussicht. Informieren Sie sich vorab über lokale Leinenregelungen, Hundestrände und eventuelle Einschränkungen in Restaurants oder öffentlichen Parks. Ein EU-Heimtierausweis mit gültiger Tollwutimpfung ist innerhalb der EU Pflicht. Eine gut gepackte Reiseapotheke für den Hund, sein gewohntes Futter und eine vertraute Decke helfen ihm, sich am neuen Ort schneller einzuleben. Der Urlaub ist die perfekte Gelegenheit, die Prinzipien des achtsamen Spaziergangs in einer neuen Umgebung anzuwenden und gemeinsam eine unbekannte Geruchs-Landkarte zu erkunden.

Beginnen Sie noch heute damit, Ihren nächsten Spaziergang bewusst anders zu gestalten. Nehmen Sie sich Zeit, halten Sie an, atmen Sie durch und beobachten Sie, was Ihr Hund Ihnen über die Welt zu erzählen hat. Sie werden nicht nur Ihre Bindung vertiefen, sondern auch Ihre eigene Umgebung mit neuen Augen sehen.

Geschrieben von Tom Schröder, Tom Schröder arbeitet seit über 15 Jahren als Spezialist für Tierverhalten und ist ein anerkannter Experte für die Themen artübergreifende Kommunikation und die Lösung von Verhaltensauffälligkeiten. Seine Arbeit konzentriert sich auf die tieferen Ursachen tierischen Handelns und die menschliche Verantwortung in der Beziehung zum Tier.