
Zusammenfassend:
- Moderne Prävention ersetzt starre Schemata durch eine personalisierte, daten-gesteuerte Gesundheitsvorsorge.
- Gezielte Maßnahmen wie Titerbestimmungen und Kotproben minimieren die Belastung für das Tier und beugen Resistenzen vor.
- Gentests ermöglichen es, Erbkrankheiten proaktiv zu managen, anstatt nur auf Symptome zu reagieren.
- Der jährliche Gesundheits-Check-up ist die strategische Basis, um alle Daten zu bündeln und die Gesundheitsarchitektur Ihres Tieres anzupassen.
Jeder Tierhalter teilt einen tiefen Wunsch: ein möglichst langes, gesundes und glückliches Leben für seinen tierischen Begleiter. Über Jahrzehnte hinweg schien der Weg dorthin klar vorgezeichnet: jährliche Impfungen, regelmäßige Wurmkuren nach Kalender und ein gelegentlicher Besuch beim Tierarzt, wenn etwas nicht stimmte. Dieser Ansatz war lange Zeit der Goldstandard, doch die moderne Veterinärmedizin hat sich rasant weiterentwickelt. Heute verstehen wir, dass wahre Vorsorge weit mehr ist als das bloße Abhaken einer Checkliste. Sie ist eine proaktive, wissenschaftlich fundierte Partnerschaft.
Die alten Gewissheiten – „viel hilft viel“ oder „jedes Tier braucht das Gleiche“ – werden zunehmend durch ein differenzierteres Verständnis der biologischen Individualität jedes einzelnen Tieres abgelöst. Aber was, wenn der Schlüssel zu einem längeren Leben nicht in der Wiederholung von Routinen liegt, sondern in der intelligenten Nutzung von Daten? Was, wenn wir Krankheiten nicht nur abwehren, sondern ihnen zuvorkommen können, indem wir das einzigartige genetische und gesundheitliche Profil unseres Tieres verstehen und als Grundlage für eine maßgeschneiderte Gesundheitsarchitektur nutzen?
Dieser Artikel führt Sie durch die Säulen dieser modernen präventiven Tiermedizin. Wir werden traditionelle Praktiken hinterfragen und Ihnen zeigen, wie Sie durch daten-gesteuerte Entscheidungen zum aktiven Architekten der Gesundheit Ihres Tieres werden können – von intelligenten Impfstrategien über genetische Vorsorge bis hin zur entscheidenden Rolle der Früherkennung durch Laborwerte.
Der folgende Leitfaden bietet Ihnen einen detaillierten Einblick in die acht Kernbereiche der modernen Krankheitsprävention. Jeder Abschnitt beleuchtet einen spezifischen Aspekt, wie Sie die Gesundheit und Lebensqualität Ihres Tieres proaktiv und auf dem neuesten Stand der Wissenschaft fördern können.
Inhaltsverzeichnis: Die moderne Kunst der Krankheitsvorbeugung in der Tiermedizin
- Impfen mit Verstand: Was Ihr Tier wirklich braucht und was überflüssig ist
- Wurmkur nach Kalender? Warum eine gezielte Parasitenkontrolle schlauer und gesünder ist
- Ein Blick in die Zukunft: Wie Gentests helfen können, Erbkrankheiten bei Ihrem Tier vorzubeugen
- Mehr als nur Mundgeruch: Warum Zahnpflege für Ihr Tier lebenswichtig ist
- Kastration als Gesundheitsvorsorge: Welche Krankheitsrisiken Sie Ihrem Tier damit ersparen
- Die geheimen Botschaften von Blut und Urin: Was Laborwerte über die Gesundheit Ihres Tieres verraten
- Der unsichtbare Feind: Ein 4-Schritte-Plan zur vollständigen Befreiung Ihres Zuhauses von Parasiten
- Der Gesundheits-TÜV für Ihr Tier: Warum der jährliche Check-up beim Tierarzt die beste Investition ist
Impfen mit Verstand: Was Ihr Tier wirklich braucht und was überflüssig ist
Die jährliche Impfung galt lange als unumstößliche Regel der Tiermedizin. Heute wissen wir: Ein intelligentes Impfmanagement ist weitaus mehr als ein fester Termin im Kalender. Es geht darum, einen soliden Grundschutz zu gewährleisten, ohne den Organismus unnötig zu belasten. Die Basis bilden die sogenannten Core-Impfungen, die für jedes Tier unerlässlich sind. Laut den offiziellen Leitlinien der StIKo Vet in Deutschland sollte jeder Hund gegen Staupe, Parvovirose und Leptospirose geschützt sein. Diese bilden das Fundament der Immunität gegen lebensbedrohliche Krankheiten.
Doch muss die Auffrischung wirklich jedes Jahr erfolgen? Die moderne, daten-gesteuerte Prävention gibt uns hier ein smartes Werkzeug an die Hand: die Titerbestimmung. Mit einer einfachen Blutprobe können wir messen, wie viele Antikörper Ihr Tier noch gegen eine bestimmte Krankheit besitzt. Ein hoher Titer beweist einen bestehenden Schutz, eine erneute Impfung wäre in diesem Fall überflüssig. Dieser Ansatz schont nicht nur den Körper Ihres Tieres, sondern ist auch ein perfektes Beispiel für eine personalisierte Gesundheitsentscheidung. Die Entscheidung für oder gegen eine Impfung wird so zu einem dialogischen Prozess zwischen Tierarzt und Halter, basierend auf dem individuellen Risikoprofil des Tieres.
Um die richtige Entscheidung zu treffen, können Sie sich an einem klaren Prozess orientieren:
- Basisschutz definieren: Stellen Sie sicher, dass die Grundimmunisierung und die Core-Impfungen (z.B. Staupe, Parvovirose, Leptospirose beim Hund) vollständig sind.
- Antikörperstatus prüfen: Führen Sie vor einer geplanten Auffrischungsimpfung eine Titerbestimmung durch, um den tatsächlichen Bedarf zu ermitteln.
- Regionale und individuelle Risiken bewerten: Leben Sie in einem Gebiet mit hohem Zeckenaufkommen (FSME, Borreliose)? Hat Ihr Tier viel Kontakt zu Artgenossen? Diese Faktoren bestimmen den Bedarf an Non-Core-Impfungen.
- Gemeinsame Entscheidung treffen: Besprechen Sie alle Faktoren mit Ihrem Tierarzt, um einen maßgeschneiderten Impfplan zu erstellen, der perfekt zur Lebenssituation Ihres Tieres passt.
Dieser Ansatz verwandelt die Impfung von einer starren Pflicht in ein intelligentes Instrument Ihrer individuellen Gesundheitsarchitektur.
Wurmkur nach Kalender? Warum eine gezielte Parasitenkontrolle schlauer und gesünder ist
Die pauschale Entwurmung alle drei Monate ist ein weiteres Dogma, das die moderne Tiermedizin überdacht hat. Während sie für Tiere mit sehr hohem Risiko (z. B. Jagdhunde, Freigängerkatzen mit starkem Beutefang) weiterhin sinnvoll sein kann, stellt sie für die meisten Haustiere eine unnötige chemische Belastung dar. Noch besorgniserregender ist die zunehmende Resistenzbildung von Parasiten gegen die gängigen Wirkstoffe – eine direkte Folge des übermäßigen und oft grundlosen Einsatzes von Wurmkuren.
Die smarte Alternative heißt selektive Entwurmung. Anstatt prophylaktisch zu behandeln, wird daten-gesteuert agiert: Man untersucht in regelmäßigen Abständen eine Sammelkotprobe des Tieres. Nur wenn ein relevanter Befall mit Würmern oder anderen Endoparasiten wie Giardien nachgewiesen wird, kommt ein gezieltes Medikament zum Einsatz. Dieser Ansatz hat entscheidende Vorteile: Er schont den Organismus des Tieres, schützt die Darmflora und verlangsamt die Entwicklung von Resistenzen. Organisationen wie ESCCAP Deutschland empfehlen diesen Weg für Tiere mit geringem bis mittlerem Risiko, da er eine effektive Kontrolle bei minimaler Belastung ermöglicht.
Der Unterschied zwischen den beiden Strategien ist signifikant und zeigt den Paradigmenwechsel in der präventiven Tiermedizin deutlich auf.
| Aspekt | Pauschale Entwurmung | Selektive Entwurmung |
|---|---|---|
| Häufigkeit | 4x jährlich (oder öfter) | Nach Bedarf laut Kotprobe |
| Resistenzrisiko | Hoch | Gering |
| Belastung des Tieres | Regelmäßige Chemikaliengabe | Nur bei tatsächlichem Befall |
| Empfohlen für | Hochrisikogruppen | Tiere mit niedrigem/mittlerem Risiko |
Die Entscheidung für eine selektive Entwurmung ist ein klares Bekenntnis zu einer modernen, nachhaltigen und individuellen Gesundheitsvorsorge.
Ein Blick in die Zukunft: Wie Gentests helfen können, Erbkrankheiten bei Ihrem Tier vorzubeugen
Was vor wenigen Jahren noch wie Science-Fiction klang, ist heute ein fester Bestandteil der fortschrittlichen Veterinärmedizin: Gentests. Sie erlauben uns einen faszinierenden Blick in die „Blaupause“ eines Tieres und sind ein revolutionäres Werkzeug für die präventive Gesundheitsarchitektur. Anstatt abzuwarten, ob eine Erbkrankheit ausbricht, können wir genetische Prädispositionen frühzeitig erkennen und proaktiv managen. Dies ist besonders bei Rassetieren relevant, bei denen bestimmte Krankheiten gehäuft auftreten, wie die Hüftdysplasie beim Deutschen Schäferhund oder Herzerkrankungen bei bestimmten Katzenrassen.
Ein Gentest, oft nur ein einfacher Wangenabstrich, kann Aufschluss über Risiken für Hunderte von Krankheiten geben. Ein positives Ergebnis für eine bestimmte Veranlagung ist dabei kein unabwendbares Schicksal. Im Gegenteil: Es ist der Startschuss für einen maßgeschneiderten Präventionsplan. Wissen wir beispielsweise um die genetische Neigung zu Gelenkproblemen, können wir frühzeitig mit angepasster Ernährung, gezielter Physiotherapie und regelmäßigem Monitoring beginnen, um den Ausbruch der Krankheit zu verzögern oder ihre Symptome drastisch zu mildern. Dies ist der Inbegriff proaktiver Medizin – wir agieren, statt nur zu reagieren.

Die Ergebnisse eines solchen Tests sind die wertvollsten Daten für die langfristige Gesundheitsplanung Ihres Tieres und ein Eckpfeiler der modernen, personalisierten Vorsorge.
Ihr Handlungsplan bei positivem Gentest-Ergebnis
- Ergebnis professionell deuten lassen: Besprechen Sie den Befund ausführlich mit einem Tierarzt, der auf Genetik spezialisiert ist, um die genaue Tragweite zu verstehen.
- Ernährungsplan anpassen: Erstellen Sie einen angepassten Futterplan, um beispielsweise bei metabolischen Defekten oder Neigungen zu Gelenkproblemen gegenzusteuern.
- Präventive Maßnahmen einleiten: Planen Sie bei orthopädischen Prädispositionen frühzeitig Physiotherapie oder gezieltes Muskeltraining ein.
- Monitoring-Intervalle festlegen: Definieren Sie regelmäßige Kontrolluntersuchungen (z.B. Herzultraschall, Blutwerte), um Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
- Verantwortungsvolle Zuchtentscheidung treffen: Falls Sie züchten, nutzen Sie die Information, um die Weitergabe von Erbkrankheiten zu verhindern.
Mehr als nur Mundgeruch: Warum Zahnpflege für Ihr Tier lebenswichtig ist
Mundgeruch bei Hunden oder Katzen wird oft als harmlose Unannehmlichkeit abgetan. In Wahrheit ist er häufig das erste Alarmsignal für ein ernstes und weitreichendes Gesundheitsproblem. Eine mangelhafte Zahnhygiene führt zu Plaque, Zahnstein und schließlich zu schmerzhaften Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) und Parodontitis. Doch die Gefahr endet nicht im Maul: Bakterien aus den Entzündungsherden können in die Blutbahn gelangen und lebenswichtige Organe wie Herz, Nieren und Leber schädigen. Zahnpflege ist daher keine Kosmetik, sondern essenzielle Krankheitsprävention.
Ein besonders tückisches Beispiel ist die Feline Odontoklastische Resorptive Läsion (FORL) bei Katzen. Diese extrem schmerzhafte Erkrankung, bei der sich die Zähne von innen heraus auflösen, betrifft bis zu 75 % aller Katzen über 5 Jahre. Da Katzen Meister im Verbergen von Schmerzen sind, wird das Problem oft erst entdeckt, wenn die Zähne bereits irreparabel geschädigt sind. Dies unterstreicht die Notwendigkeit regelmäßiger, professioneller Zahnkontrollen als festen Bestandteil des jährlichen Gesundheits-Check-ups.
Fallbeispiel: Die unsichtbare Gefahr von FORL bei Katzen
Eine 8-jährige Katze zeigt subtile Verhaltensänderungen: Sie kaut nur noch auf einer Seite und meidet Trockenfutter. Äußerlich ist nichts zu erkennen. Bei der zahnärztlichen Untersuchung unter Narkose offenbart das dentale Röntgen das volle Ausmaß: Mehrere Zähne sind von FORL betroffen und verursachen starke chronische Schmerzen. Eine frühzeitigere, jährliche Kontrolle hätte die Läsionen im Anfangsstadium aufdecken und der Katze jahrelanges Leid ersparen können.
Prävention ist hier nicht nur medizinisch, sondern auch finanziell die klügere Wahl. Eine professionelle Zahnreinigung zur Prophylaxe ist deutlich günstiger als komplexe Zahnextraktionen, die bei fortgeschrittenen Erkrankungen notwendig werden. Nach aktuellen Angaben der deutschen Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) kann eine Zahnreinigung zwischen 150 und 300 Euro kosten, während Extraktionen mit anschließender Behandlung schnell Kosten von bis zu 2000 Euro erreichen können. Regelmäßige Pflege zu Hause und professionelle Kontrollen sind somit eine der besten Investitionen in die Gesundheit Ihres Tieres.
Kastration als Gesundheitsvorsorge: Welche Krankheitsrisiken Sie Ihrem Tier damit ersparen
Die Entscheidung zur Kastration ist eine der folgenreichsten im Leben eines Tierhalters und wird oft emotional diskutiert. Abseits der reinen Verhinderung von Nachwuchs hat der Eingriff jedoch erhebliche präventive Vorteile. Bei Hündinnen eliminiert die Kastration das Risiko einer potenziell tödlichen Gebärmuttervereiterung (Pyometra) und senkt das Risiko für Mammatumoren (Brustkrebs) drastisch, insbesondere wenn der Eingriff vor der ersten oder zweiten Läufigkeit erfolgt.
Rechtlich ist die Situation in Deutschland klar geregelt: Das Tierschutzgesetz verbietet die Amputation von Körperteilen ohne vernünftigen Grund. Eine Kastration aus reiner Bequemlichkeit ist daher umstritten. Die medizinische Indikation zur Krankheitsprävention, wie der Schutz vor einer Pyometra, liefert jedoch diesen „vernünftigen Grund“. Dies unterstreicht die Bedeutung einer fachkundigen tierärztlichen Beratung.
Die Kastration aus reiner Vorsorge ist laut Tierschutzgesetz umstritten, kann aber medizinisch zur Prävention einer Pyometra legitimiert werden.
– Bundesverband für Tiergesundheit, BfT Stellungnahme zur präventiven Kastration
Die Frage ist heute weniger „ob“, sondern „wann“. Der optimale Zeitpunkt hängt stark von Rasse, Größe und individueller Entwicklung des Tieres ab. Eine Frühkastration vor der Geschlechtsreife hat andere Vor- und Nachteile als ein Eingriff nach Abschluss des körperlichen Wachstums, wie der folgende Überblick zeigt.
| Zeitpunkt | Vorteile | Nachteile |
|---|---|---|
| Vor 6 Monaten (Frühkastration) | Verhindert zuverlässig die Geschlechtsreife, maximaler Schutz vor Mammatumoren. | Kann bei einigen Rassen das Risiko für bestimmte Gelenkprobleme oder Verhaltensunsicherheiten erhöhen. |
| 6-12 Monate | Gilt für viele Rassen als optimaler Kompromiss zwischen Verhaltensentwicklung und Krankheitsprävention. | Eine individuelle Beurteilung von Rasse und Entwicklungsstand ist entscheidend. |
| Nach 12 Monaten / nach der 1. Läufigkeit | Körperliche Entwicklung ist weitgehend abgeschlossen, was Gelenkrisiken minimiert. | Präventiver Effekt auf Mammatumoren sinkt; unerwünschte Verhaltensweisen können sich bereits etabliert haben. |
Die geheimen Botschaften von Blut und Urin: Was Laborwerte über die Gesundheit Ihres Tieres verraten
Ein Tier kann uns nicht sagen, wenn eine Niere langsam ihre Funktion einstellt oder die Leber überlastet ist. Doch sein Körper sendet ständig Signale – wir müssen nur lernen, sie zu lesen. Laboruntersuchungen von Blut und Urin sind das wohl mächtigste Werkzeug der Früherkennung in der modernen Tiermedizin. Sie ermöglichen uns einen Blick „unter die Motorhaube“ und decken Probleme auf, lange bevor klinische Symptome wie Appetitlosigkeit oder Mattigkeit sichtbar werden.
Besonders bei älteren Tieren, aber auch als Vorsorge bei jüngeren, ist ein jährliches Blutbild eine unschätzbare Investition. Ein entscheidender Wert ist beispielsweise der SDMA-Wert, ein Frühmarker für Nierenerkrankungen. Er schlägt bereits bei einem Funktionsverlust der Nieren von nur 25 % an, während der traditionelle Kreatinin-Wert erst bei ca. 75 % Verlust ansteigt. Diese frühe Warnung gibt uns ein wertvolles Zeitfenster, um mit Diät und Medikamenten gegenzusteuern und das Fortschreiten der Krankheit massiv zu verlangsamen.
Die wahre Stärke liegt jedoch im Trend. Indem wir im gesunden Zustand sogenannte „Baseline-Werte“ erheben, schaffen wir einen individuellen Referenzpunkt für Ihr Tier. Zukünftige Messungen können dann mit diesem persönlichen Normalwert verglichen werden. Leichte Abweichungen, die innerhalb des allgemeinen Labor-Referenzbereichs noch als „normal“ gelten würden, können für Ihr Tier bereits eine signifikante Veränderung darstellen und ein erster Hinweis auf ein sich entwickelndes Problem sein. Dies ist daten-gesteuerte Prävention in Reinform.
Einige der wichtigsten Werte, die wir im Auge behalten, sind:
- SDMA-Wert: Das Frühwarnsystem für die Nieren.
- Lipase: Ein wichtiger Indikator für die Gesundheit der Bauchspeicheldrüse.
- ALT (GPT): Ein Leberwert, dessen Erhöhung auf Leberzellschäden hinweist.
- Thyroxin (T4): Ein entscheidender Schilddrüsenwert, besonders bei älteren Katzen.
Diese Werte sind keine abstrakten Zahlen, sondern die Sprache des Körpers Ihres Tieres.
Der unsichtbare Feind: Ein 4-Schritte-Plan zur vollständigen Befreiung Ihres Zuhauses von Parasiten
Ein Flohbefall ist der Albtraum jedes Tierhalters. Was viele jedoch nicht wissen: Der Floh auf Ihrem Tier ist nur die Spitze des Eisbergs. Schockierende 95 % der gesamten Flohpopulation – Eier, Larven und Puppen – befinden sich nicht auf dem Tier, sondern in seiner Umgebung: in Teppichen, Sofaritzen, Decken und Dielen. Ein Tier nur mit einem Spot-on zu behandeln, ohne die Umgebung zu sanieren, ist daher wie der Versuch, einen Waldbrand mit einem Glas Wasser zu löschen. Der Kreislauf aus Eiablage, Entwicklung und erneutem Befall wird nicht durchbrochen.
Eine erfolgreiche Bekämpfung erfordert daher eine rigorose, zweigleisige Strategie: die Behandlung des Tieres und die systematische Sanierung des gesamten Haushalts. Nur so kann der Lebenszyklus der Parasiten an jeder Stelle unterbrochen werden. Hausmittel wie Essig oder Kräuter sind hierbei wirkungslos und können im schlimmsten Fall zu Hautreizungen beim Tier führen. Der Schlüssel liegt in der konsequenten Anwendung von tierärztlich empfohlenen Mitteln und einer gründlichen mechanischen Reinigung.
Folgen Sie diesem 4-Schritte-Plan, um die Kontrolle zurückzugewinnen und Ihr Zuhause wieder zu einer parasitenfreien Zone zu machen:
- Tier behandeln: Wenden Sie sofort ein schnell wirkendes, tierärztlich empfohlenes Flohmittel (z.B. Spot-on oder Tablette) an. Behandeln Sie alle Tiere im Haushalt, auch wenn nur eines sichtbare Symptome zeigt.
- Umgebung mechanisch reinigen: Saugen Sie täglich alle Böden, Polstermöbel und Ritzen gründlich. Der Staubsaugerbeutel sollte danach sofort entsorgt oder eingefroren werden. Waschen Sie alle waschbaren Textilien (Decken, Kissen, Spielzeug) bei mindestens 60 °C.
- Lebenszyklus unterbrechen: Setzen Sie einen sogenannten „Fogger“ oder ein Umgebungsspray ein, das nicht nur adulte Flöhe abtötet, sondern auch einen Insektenwachstumsregulator (IGR) enthält. Dieser verhindert, dass sich Eier und Larven zu neuen Flöhen entwickeln können.
- Wiederbefall verhindern: Führen Sie nach der erfolgreichen Sanierung eine konsequente, monatliche Floh- und Zeckenprophylaxe bei Ihrem Tier durch, um zu verhindern, dass neue Parasiten von draußen eingeschleppt werden und der Zyklus von vorne beginnt.
Disziplin und Konsequenz sind bei diesem Thema entscheidend, um den unsichtbaren Feind dauerhaft zu besiegen.
Das Wichtigste in Kürze
- Partnerschaft statt Schema: Moderne Vorsorge ist ein Dialog zwischen Ihnen und Ihrem Tierarzt, basierend auf der Individualität Ihres Tieres.
- Daten sind der Schlüssel: Entscheidungen auf Basis von Laborwerten, Gentests und Kotproben sind effektiver und schonender als pauschale Routinen.
- Proaktivität ist alles: Das Ziel ist nicht, Krankheiten zu behandeln, wenn sie da sind, sondern ihre Entstehung durch vorausschauende Planung zu verhindern.
Der Gesundheits-TÜV für Ihr Tier: Warum der jährliche Check-up beim Tierarzt die beste Investition ist
Alle Fäden der modernen, präventiven Tiermedizin laufen an einem zentralen Punkt zusammen: dem jährlichen Gesundheits-Check-up. Dieser Termin ist weit mehr als nur eine Routineuntersuchung. Er ist die strategische Jahresplanung für die Gesundheit Ihres Tieres, der Moment, in dem der „Gesundheits-Architekt“ – also Sie und Ihr Tierarzt gemeinsam – alle verfügbaren Daten zusammenträgt, auswertet und den Plan für die Zukunft anpasst.
Während dieses „Gesundheits-TÜVs“ werden nicht nur die grundlegenden Vitalfunktionen überprüft. Es ist die Gelegenheit, die Ergebnisse der Laborwerte im Zeitverlauf zu vergleichen, den Impfstatus anhand des Titers zu bewerten, eine gründliche Zahnkontrolle durchzuführen und auf subtile Veränderungen zu achten, die Sie im Alltag vielleicht beobachtet haben. Besonders bei Senior-Tieren, die oft ab einem Alter von 7 oder 8 Jahren als solche gelten, kommen zusätzliche Checks wie eine Blutdruckmessung oder eine orthopädische Untersuchung hinzu, um altersbedingten Krankheiten zuvorzukommen.
Ihre Beobachtungen als Halter sind dabei von unschätzbarem Wert. Hat sich das Trinkverhalten geändert? Gibt es eine neue Abneigung gegen bestimmte Spazierwege? Zögert die Katze, auf den Kratzbaum zu springen? Solche Details sind oft die ersten, feinen Hinweise auf ein beginnendes Problem und eine entscheidende Informationsquelle für den Tierarzt. Der jährliche Check-up ist somit die wichtigste Investition in die Langlebigkeit und Lebensqualität Ihres Begleiters, denn er verwandelt Hoffnung in einen handfesten Plan.
Betrachten Sie diesen Termin nicht als Pflicht, sondern als die wichtigste Strategiesitzung des Jahres für das Wohlbefinden Ihres treuesten Partners. Er stellt sicher, dass Ihre gemeinsame Gesundheitsarchitektur stabil bleibt und Ihr Tier die bestmögliche Chance auf ein langes, vitales Leben hat.
Häufig gestellte Fragen zur modernen Tiervorsorge
Was gehört zur Allgemeinen Untersuchung laut GOT?
Zur allgemeinen Untersuchung nach der deutschen Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) gehören typischerweise die Auskultation (Abhören) von Herz und Lunge, die Palpation (Abtasten) des Abdomens, eine gründliche Kontrolle von Zähnen, Zahnfleisch und Ohren, die Überprüfung der Lymphknoten sowie die Messung der Körpertemperatur.
Welche zusätzlichen Checks sind bei Senior-Tieren sinnvoll?
Bei Senior-Tieren (je nach Rasse ab ca. 7-8 Jahren) sind erweiterte Vorsorgeuntersuchungen sehr empfehlenswert. Dazu zählen insbesondere die Blutdruckmessung zur Früherkennung von Bluthochdruck, ein großes Blutbild inklusive Organprofil (Nieren, Leber, Schilddrüse), eine Urinuntersuchung, ein kognitiver Check zur Beurteilung der geistigen Fitness und bei Bedarf ein Röntgenbild der Gelenke zur Abklärung von Arthrose.
Wie kann ich mich auf den Tierarztbesuch vorbereiten?
Eine gute Vorbereitung maximiert den Nutzen des Besuchs. Notieren Sie alle Verhaltensänderungen, auch wenn sie geringfügig erscheinen. Dokumentieren Sie das Fress- und Trinkverhalten der letzten Wochen. Beobachten Sie die Beschaffenheit des Kots. Bringen Sie eine Liste aller Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel mit, die Ihr Tier aktuell erhält. Eine frische Kot- oder Urinprobe kann ebenfalls sehr hilfreich sein.