Vielfältiger naturnaher Garten mit heimischen Pflanzen, Vögeln, Bienen und Insekten, der ein Paradies für die Tierwelt darstellt
Veröffentlicht am Mai 17, 2025

Die Umwandlung Ihres Gartens in eine Arche Noah ist mehr als nur das Pflanzen schöner Blumen; es geht darum, ein funktionierendes Mini-Ökosystem zu erschaffen, das von selbst lebt und floriert.

  • Sterile Schottergärten sind nicht nur ästhetische Wüsten, sondern auch rechtlich unzulässig und ökologische Todesfallen.
  • Heimische Pflanzen sind die Grundlage für alles Leben, da sie perfekt an die lokale Tierwelt angepasst sind und eine robuste Nahrungsquelle bieten.

Empfehlung: Beginnen Sie klein. Ein einziger Quadratmeter mit heimischen Wildblumen oder ein einfacher Totholzhaufen kann bereits eine erstaunliche Vielfalt an Leben anziehen und den Grundstein für Ihr persönliches Naturparadies legen.

Viele Gartenbesitzer spüren eine leise Enttäuschung. Der Rasen ist perfekt gemäht, die Beete sind ordentlich, doch der Garten bleibt seltsam still. Wo sind die Schmetterlinge, die summenden Bienen und das fröhliche Gezwitscher der Vögel? Die üblichen Ratschläge – ein Vogelhaus hier, ein paar bunte Zierblumen dort – führen oft nur zu kosmetischen Korrekturen, ohne das grundlegende Problem zu lösen. Diese Ansätze sind oft nur isolierte Maßnahmen in einer ansonsten leblosen Umgebung. Sie behandeln den Garten wie eine Sammlung von Dekorationsobjekten, nicht wie einen lebendigen Organismus.

Doch was wäre, wenn der Schlüssel nicht darin liegt, einzelne Elemente hinzuzufügen, sondern darin, die fundamentalen Regeln des Lebens selbst in den Garten einzuladen? Was, wenn wir aufhören, gegen die Natur zu arbeiten und stattdessen beginnen, mit ihr zu kooperieren? Der wahre Wandel geschieht, wenn wir unseren Garten nicht länger als Zierfläche, sondern als potenzielles Ökosystem betrachten. Es geht um die Schaffung einer sich selbst erhaltenden Gemeinschaft, einer Nahrungsnetz-Architektur, in der jede Pflanze, jedes Insekt und jeder Stein eine Rolle spielt. Ihr Garten hat das Potenzial, eine rettende Insel in unserer ausgeräumten Landschaft zu werden – eine kleine, aber unendlich wertvolle Arche Noah.

Dieser Artikel führt Sie weg von isolierten Einzelmaßnahmen und hin zu einem ganzheitlichen Verständnis. Wir werden erkunden, warum manche gut gemeinten Taten scheitern und wie Sie stattdessen miteinander vernetzte Mikro-Habitate schaffen. Von der Wahl der richtigen Pflanzen bis hin zum Bau von Unterkünften, die tatsächlich angenommen werden, lernen Sie, die Prinzipien der Natur zu nutzen, um einen Garten zu gestalten, der nicht nur vor Leben strotzt, sondern auch überraschend pflegeleicht und voller faszinierender Entdeckungen ist.

Für alle, die das Konzept der „Arche Noah“ als Inspiration für die ganze Familie erleben möchten, bietet das folgende Video eine wunderbare visuelle Einführung. Es erklärt die grundlegende Idee auf einfache Weise und zeigt, warum der Schutz der Artenvielfalt bei uns zu Hause beginnt.

Um Ihren Garten Schritt für Schritt in ein solches Paradies zu verwandeln, haben wir die wichtigsten Themen für Sie strukturiert. Der folgende Überblick zeigt Ihnen den Weg von den häufigsten Fehlern bis hin zu den effektivsten Maßnahmen für eine blühende Artenvielfalt direkt vor Ihrer Haustür.

Schottergärten des Grauens: Warum Ihr „pflegeleichter“ Garten eine Todesfalle für die Natur ist

Der Trend zu Schottergärten, oft als „pflegeleicht“ und „modern“ beworben, ist in Wahrheit eine der größten Sünden der modernen Gartengestaltung. Diese sterilen Flächen aus Stein, Kies und Folie sind nicht nur eine ästhetische Wüste, sondern eine ökologische Katastrophe. Sie versiegeln den Boden, heizen sich im Sommer extrem auf und bieten weder Nahrung noch Lebensraum für Insekten, Vögel oder Kleintiere. Ein Schottergarten ist das exakte Gegenteil eines lebendigen Gartens – er ist ein bewusst geschaffener toter Raum, der aktiv zur Verarmung der lokalen Biodiversität beiträgt. Die angebliche Pflegeleichtigkeit ist ein Mythos: Unkraut und Moos finden mit der Zeit auch hier ihren Weg und sind dann umso mühsamer zu entfernen.

Um die zerstörerische Wirkung dieser Flächen zu verdeutlichen, braucht es nur einen Blick auf das Ödland, das sie hinterlassen. Die wenigen, oft exotischen Pflanzen, die in solchen Gärten überleben, sind für die heimische Tierwelt wertlos.

Verbotener Schottergarten mit kahlen Kiesflächen und fehlender Vegetation als Symbol für ökologische Probleme

Die Problematik ist so gravierend, dass der Gesetzgeber reagiert hat. Wie Andrea Wegner von der Verbraucherzentrale NRW betont, sind reine Schottergärten bauordnungsrechtlich unzulässig, da sie keine Grünflächen darstellen. Eine Analyse der Landesbauordnungen zeigt, dass solche Versiegelungen praktisch in allen Bundesländern verboten sind. Ein wegweisendes Urteil des Oberverwaltungsgerichts Niedersachsen im Jahr 2023 bestätigte, dass bestehende Schottergärten sogar zurückgebaut werden müssen, weil sie den gesetzlichen Anforderungen an Grünflächen widersprechen. Diese Entwicklung zeigt klar: Der Schottergarten ist ein Auslaufmodell, das weder ökologisch noch rechtlich eine Zukunft hat.

Hotel fast ausgebucht: Wie Sie Nisthilfen und Futterstellen bauen, die Vögel und Insekten lieben

Nisthilfen und Insektenhotels sind zu einem Symbol des privaten Naturschutzes geworden. Doch gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Viele im Handel erhältliche Modelle oder selbst gebaute Varianten weisen gravierende Mängel auf, die sie für Tiere unbrauchbar oder sogar gefährlich machen. Wie der NABU Aachen in einer Analyse aufzeigt, sind unsauber gebohrte Löcher mit Spreißeln, falsche Materialien wie Weichholz oder die Verwendung von Tannenzapfen und Stroh häufige Fehler. Diese „Nisthilfen“ werden von spezialisierten Wildbienen nicht angenommen und dienen höchstens Ohrwürmern als Versteck, die den eigentlichen Bewohnern schaden können.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, die spezifischen Bedürfnisse der Zielarten zu verstehen. Wildbienen benötigen beispielsweise glatte, splitterfreie Bohrgänge in Hartholz, die hinten verschlossen sind. Der Durchmesser der Löcher (meist 2-9 mm) bestimmt, welche Arten einziehen. Ebenso wichtig ist der Standort: sonnig, warm und wettergeschützt. Ein Insektenhotel ist jedoch nutzlos ohne ein passendes Nahrungsangebot in unmittelbarer Nähe. Ein reich gedeckter Tisch aus heimischen Wildblumen ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Besiedlung.

Ein liebevoll gestaltetes Insektenhotel mit natürlichen Materialien und angrenzenden Futterpflanzen im Garten

Der Gedanke eines „Hotels“ sollte daher ganzheitlich sein. Es geht nicht nur um die „Zimmer“, sondern um das gesamte Umfeld. Eine Studie zur Förderung von Wildbienen in Bayern hat gezeigt, dass die Schaffung von Mikro-Habitaten wie offenen Bodenstellen, Sandarien oder Lehmwänden die Populationen signifikant steigert. Denken Sie also über das klassische Insektenhotel hinaus: Bieten Sie Wasser, Nistmaterial wie Lehm und Pflanzenfasern sowie ein reiches Buffet an Pollen und Nektar an. Erst dieses Zusammenspiel von Unterkunft, Verpflegung und Baumaterial macht Ihren Garten zu einem Fünf-Sterne-Resort für die heimische Tierwelt.

Das Bienen-Buffet ist eröffnet: Die Top 10 der heimischen Pflanzen für maximale Artenvielfalt

Das Herzstück jeder Arche Noah im Garten ist das Nahrungsangebot. Ohne die richtigen Pflanzen bleibt auch das beste Insektenhotel leer. Dabei ist „bienenfreundlich“ nicht gleich „bienenfreundlich“. Während Honigbienen relativ anspruchslose Generalisten sind, sind viele unserer heimischen Wildbienen hochspezialisiert. Einige von ihnen sind auf die Pollen einer einzigen Pflanzenfamilie oder sogar -gattung angewiesen. Sterben diese Pflanzen aus, verschwinden auch diese Insekten. Die Wahl der richtigen heimischen Pflanzen ist daher kein Detail, sondern die absolute Grundlage für eine funktionierende Nahrungsnetz-Architektur.

Die Wirkung eines durchdachten Pflanzkonzepts ist enorm. Eine Studie auf einem Bio-Modellbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern hat dies eindrucksvoll belegt: Dort konnten 121 Wildbienenarten, darunter 35 gefährdete Arten, nachgewiesen werden – ein direkter Erfolg der vielfältigen, heimischen Flora. Exotische Zierpflanzen wie Geranien oder gefüllte Rosenblüten sind für unsere Insekten hingegen oft wertlos. Sie bieten weder Pollen noch Nektar und sind somit leere Kalorien auf dem Buffet der Natur. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) betont daher, dass zur Rettung spezialisierter Arten gezielt Pflanzen ausgewählt werden müssen, die deren spezifische Bedürfnisse erfüllen.

Um Ihnen den Einstieg zu erleichtern, hier eine Auswahl von zehn unschätzbar wertvollen heimischen Pflanzen, die eine breite Palette von Insekten anziehen und die Basis für ein reiches Bienen-Buffet bilden:

  1. Wilde Malve (Malva sylvestris): Beliebt bei vielen Wildbienenarten und Hummeln.
  2. Natternkopf (Echium vulgare): Ein wahrer Insektenmagnet, besonders für spezialisierte Bienen.
  3. Wiesensalbei (Salvia pratensis): Eine wichtige Nektarquelle für langrüsselige Hummeln.
  4. Färberkamille (Anthemis tinctoria): Zieht Schwebfliegen und kleine Bienenarten an.
  5. Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus): Wichtige Futterpflanze für die Raupen des Hauhechel-Bläulings.
  6. Wilde Karde (Dipsacus fullonum): Ihre Samen sind im Winter eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel wie den Stieglitz.
  7. Moschus-Malve (Malva moschata): Eine elegante und gleichzeitig wertvolle Wildstaude.
  8. Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea): Bietet reichlich Nektar und Pollen bis in den Spätsommer.
  9. Blutweiderich (Lythrum salicaria): Ideal für feuchtere Standorte und bei Bienen sehr beliebt.
  10. Rainfarn (Tanacetum vulgare): Eine robuste Pflanze, die spät blüht und wichtige Nahrung liefert.

Gärtnern ohne Gift: Wie Sie Nützlinge als Ihre persönlichen Bodyguards gegen Schädlinge einsetzen

Der Griff zur Giftspritze bei den ersten Anzeichen von Blattläusen ist ein Reflex, der mehr schadet als nützt. Pestizide unterscheiden nicht zwischen Freund und Feind; sie töten die Schädlinge, aber auch deren natürliche Fressfeinde – die Nützlinge. Damit wird das ökologische Gleichgewicht zerstört und der Weg für eine noch stärkere Schädlingsplage in der Zukunft geebnet. Ein naturnaher Garten hingegen setzt auf eine Armee von Helfern, die diese Aufgabe kostenlos, leise und weitaus effektiver erledigen. Marienkäfer, Florfliegen, Schwebfliegen, Schlupfwespen und Vögel sind die wahren Bodyguards Ihrer Pflanzen.

Um diese nützlichen Tiere anzulocken und dauerhaft im Garten zu halten, müssen wir ihnen bieten, was sie zum Leben brauchen: Nahrung, Unterschlupf und Überwinterungsmöglichkeiten. Ein zentraler Aspekt, den der BUND Naturschutz betont, ist eine fundamentale Änderung der Denkweise: Das bewusste Tolerieren einer minimalen Schädlingspopulation ist essenziell, um ein stabiles Gleichgewicht mit Nützlingen zu fördern. Ohne Beute gibt es keine Jäger. Eine kleine, kontrollierte Blattlauskolonie dient somit als Futterquelle und hält die Marienkäferpopulation im Garten aktiv.

Die gezielte Förderung von Nützlingen ist eine Form der Ökosystem-Ingenieurkunst. Sie gestalten Lebensräume, die von selbst ein gesundes Gleichgewicht herstellen. Studien zeigen, dass spezielle Pflanzenarten und Gartenstrukturen gezielt auch oft übersehene Nützlinge wie parasitäre Wespen oder Raubmilben anlocken und deren Populationen nachhaltig unterstützen. Ein Garten, der reich an Verstecken wie Totholzhaufen, alten Staudenstängeln oder Trockenmauern ist, bietet diesen Helfern den nötigen Schutz und macht den Einsatz von Chemie überflüssig.

Ihr Aktionsplan zur Nützlingsförderung

  1. Pflanzen Sie heimische Blühpflanzen: Schaffen Sie ein durchgehendes Nahrungsangebot aus Pollen und Nektar, um erwachsene Flor- und Schwebfliegen anzulocken, deren Larven Blattläuse fressen.
  2. Bieten Sie natürliche Verstecke: Ein Haufen aus Totholz, eine Hecke aus heimischen Sträuchern oder eine kleine Trockenmauer bieten unzähligen Nützlingen Schutz.
  3. Schaffen Sie Überwinterungsquartiere: Lassen Sie im Herbst Laubhaufen liegen und Stauden stehen. Die hohlen Stängel und das Laub sind essenzielle Winterquartiere für viele Insekten.
  4. Verzichten Sie vollständig auf Pestizide: Jeder Einsatz von Gift zerstört das empfindliche Gleichgewicht und schadet den Nützlingen mehr als den Schädlingen.
  5. Stellen Sie Wasser bereit: Eine flache Schale mit Wasser hilft nicht nur Vögeln, sondern auch Insekten, die Trockenperioden zu überstehen.

Ein Quadratmeter Wildnis: Wie Sie mit einem Mini-Teich oder Totholzhaufen Leben in Ihren Garten zaubern

Sie müssen keinen Nationalpark besitzen, um einen signifikanten Beitrag zur Artenvielfalt zu leisten. Oft ist es der eine, bewusst gestaltete Quadratmeter, der eine Kaskade des Lebens auslöst. Zwei der wirkungsvollsten Mikro-Habitate, die sich selbst auf kleinstem Raum realisieren lassen, sind der Totholzhaufen und der Mini-Teich. Diese Elemente sind weit mehr als nur Dekoration; sie sind lebendige Ökosystem-Ingenieure, die eine unglaubliche Vielfalt an Organismen anziehen und unterstützen.

Ein Haufen aus alten Ästen, Zweigen und vielleicht einem alten Baumstumpf mag auf den ersten Blick unordentlich wirken, ist aber in Wahrheit ein pulsierendes Zentrum des Lebens. Er bietet Igeln, Spitzmäusen und Erdkröten Schutz, dient unzähligen Käferarten als Kinderstube, und Pilze und Mikroorganismen beginnen sofort mit dem Recycling der Nährstoffe. Studien der Biodiversitäts-Exploratorien haben gezeigt, dass auf einem kleinen Totholz-Stamm mehrere Hundert Arten von Insekten, Pilzen und Mikroorganismen leben können. Wie Forscher betonen, kann ein gut gestalteter Totholzhaufen nicht nur Lebensraum sein, sondern auch als ästhetisches Strukturelement im Garten wahrgenommen werden, das Wildheit und Ordnung verbindet.

Ähnlich verhält es sich mit Wasser. Ein kleiner Teich, vielleicht nur eine eingegrabene Wanne oder eine robuste Folie, wird innerhalb kürzester Zeit zum Anziehungspunkt für Libellen, Molche, Frösche und unzählige Wasserinsekten. Vögel und Igel finden hier eine lebenswichtige Tränke. Der Schlüssel ist eine naturnahe Gestaltung mit flachen Uferzonen, die einen leichten Ein- und Ausstieg ermöglichen, und die Bepflanzung mit heimischen Wasser- und Sumpfpflanzen. Diese Elemente schaffen nicht nur Lebensraum, sondern auch faszinierende Beobachtungsmöglichkeiten. Ein solcher „Quadratmeter Wildnis“ verwandelt eine monotone Fläche in eine dynamische Bühne, auf der sich die Kreisläufe der Natur hautnah erleben lassen.

Weniger gießen, weniger düngen, mehr genießen: Die überraschende Pflegeleichtigkeit heimischer Pflanzen

Einer der hartnäckigsten Mythen in der Gartenwelt ist, dass ein naturnaher, wildtierfreundlicher Garten mehr Arbeit macht. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Ein Garten, der auf heimische Pflanzen setzt, ist nicht nur ökologisch wertvoller, sondern auch deutlich pflegeleichter und robuster als eine konventionelle Anlage mit Zierrasen, Thujahecken und exotischen Beetpflanzen. Der Grund dafür ist einfach: Heimische Arten sind seit Jahrtausenden perfekt an das lokale Klima, den Boden und die Niederschlagsmengen angepasst. Sie benötigen in der Regel weder künstliche Bewässerung noch zusätzliche Düngergaben, um zu gedeihen.

Eine Kosten-Nutzen-Analyse von Naturgärten im Vergleich zu klassischen Ziergärten belegt dies eindrucksvoll. Über einen Zeitraum von fünf Jahren spart ein Garten mit heimischen Pflanzen erhebliche Kosten und Arbeitsstunden für Wasser, Dünger und Schnittmaßnahmen. Während der englische Rasen im Sommer ständig gewässert, gedüngt und gemäht werden muss, übersteht eine heimische Wildblumenwiese Trockenperioden problemlos und benötigt nur ein bis zwei Schnitte pro Jahr. Zudem verbessert sich die Bodenqualität. Forschungen zur Gartengestaltung zeigen, dass die tiefen Wurzeln heimischer Pflanzen die Bodenstruktur lockern und die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens um bis zu 25% steigern können.

Dieser Ansatz bedeutet nicht, den Garten sich selbst zu überlassen, sondern klug zu steuern. Indem Sie die richtigen Pflanzen für den richtigen Standort wählen – sonnenliebende Trockenkünstler für den sandigen Hügel, feuchtigkeitsliebende Stauden für die Senke –, schaffen Sie ein System, das sich weitgehend selbst reguliert. Wie Gartenexperten betonen, sind extrem trockenheitsresistente heimische Stauden die pflegeleichteste Wahl und machen den Garten fit für den Klimawandel. Sie investieren einmalig in die richtige Pflanzenauswahl und werden mit einem Garten belohnt, der mit jedem Jahr schöner und widerstandsfähiger wird – und Ihnen mehr Zeit zum Beobachten und Genießen lässt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Denken Sie in Ökosystemen, nicht in Dekoration: Jeder Teil Ihres Gartens sollte mit anderen vernetzt sein, um eine funktionierende Nahrungsnetz-Architektur zu schaffen.
  • Heimische Pflanzen sind die nicht verhandelbare Grundlage: Nur sie bieten die spezialisierte Nahrung und den Lebensraum, den die lokale Tierwelt seit Jahrtausenden kennt und braucht.
  • Jeder Quadratmeter zählt: Ein kleiner Totholzhaufen oder eine einfache Wasserschale kann mehr Leben anziehen als eine riesige, aber sterile Rasenfläche.

Ein Schluck Leben: Warum eine einfache Wasserschale die wichtigste Tat für die Tierwelt im Sommer ist

In den heißen und trockenen Sommern, die durch den Klimawandel immer häufiger werden, wird eine Ressource zur überlebenswichtigen Nadel im Heuhaufen für viele Tiere: Wasser. Während wir uns auf das Pflanzen von Nektarquellen konzentrieren, übersehen wir oft das Allereinfachste und doch Essenziellste. Eine flache, stets gefüllte Wasserschale ist vielleicht die schnellste, günstigste und wirkungsvollste Maßnahme, um die Tierwelt in Ihrem Garten unmittelbar zu unterstützen. Für Vögel ist sie nicht nur Tränke, sondern auch Badestelle zur Gefiederpflege. Für Igel, Mäuse und Eichhörnchen ist sie eine lebensrettende Wasserquelle. Und auch Insekten wie Bienen und Wespen sind auf leicht erreichbares Wasser angewiesen.

Die Bereitstellung von Wasser ist jedoch mit einer wichtigen Verantwortung verbunden. Wie die Verbraucherzentrale NRW warnt, können verschmutzte Wasserstellen schnell zu gefährlichen Krankheitsherden für Gartenvögel werden. Eine tägliche Reinigung und das Auffüllen mit frischem Wasser sind daher zwingend notwendig, um die Verbreitung von Parasiten wie Trichomonaden zu verhindern. Die ideale Wasserstelle sollte flach sein und einen rauen Untergrund sowie einen Stein oder Ast als Lande- und Ausstiegshilfe bieten, damit auch kleine Insekten nicht ertrinken.

Sie können Ihr Wasserangebot auch gezielt auf verschiedene Tiergruppen zuschneiden und so unterschiedliche Mikro-Habitate schaffen. Eine sandgefüllte Schale, die feucht gehalten wird, liefert Bienen und Wespen nicht nur Wasser, sondern auch Mineralien. Eine kleine, lehmige Pfütze wird von Schwalben und Mauerbienen dankbar als Baumaterial für ihre Nester angenommen. Wie der Gartenbiologe Dr. Thomas Stephan hervorhebt, wird die Wasserstelle im Garten so zu einem faszinierenden Beobachtungspunkt, an dem sich die Vielfalt und das Verhalten der Tiere aus nächster Nähe studieren lassen. Es ist ein kleiner Eingriff mit maximaler Wirkung, ein wahrer Schluck Leben für unzählige Gartenbewohner.

Die verborgenen Champions: Warum heimische Pflanzen die bessere Wahl für Ihren Garten und die Umwelt sind

Nachdem wir die verschiedenen Elemente einer Arche Noah im Garten betrachtet haben, kehren wir zum Fundament zurück, auf dem alles aufbaut: den heimischen Pflanzen. Sie sind die wahren, oft unscheinbaren Champions der Biodiversität. Der Grund für ihre Überlegenheit liegt in einem Jahrmillionen alten Prozess: der Co-Evolution. Wie der Ökologe Prof. Dr. Michael Boppré erklärt, besteht eine enge, genetisch verankerte Beziehung zwischen heimischen Pflanzen und der lokalen Insektenwelt. Viele Insektenlarven können nur die Blätter ganz bestimmter Pflanzen fressen. Exotische Zierpflanzen sind für sie oft ungenießbar oder sogar giftig – sie sind Fremdkörper im heimischen Nahrungsnetz.

Diese perfekte Passung geht weit über die Insekten hinaus. Die Insekten wiederum sind die Hauptnahrungsquelle für Vögel, insbesondere während der Jungenaufzucht. Ohne Raupen keine Jungvögel. Die Samen und Früchte heimischer Sträucher und Stauden ernähren die Vögel im Herbst und Winter. Studien des BUND Naturschutz zeigen, dass über 50% der lokalen Vogelarten im Winter auf die Samen und Früchte heimischer Pflanzen angewiesen sind. Eine Thujahecke bietet vielleicht Sichtschutz, aber eine Hecke aus Weißdorn, Schlehe und Holunder ist ein lebendiges Restaurant und sicheres Hotel zugleich.

Indem Sie sich für heimische Pflanzen entscheiden, tun Sie also weit mehr, als nur Ihren Garten zu bepflanzen. Sie weben aktiv am Netz des Lebens mit. Sie werden vom bloßen Gartendekorateur zum Ökosystem-Architekten. Jeder heimische Strauch, jede Wildblume ist ein Versprechen an die Zukunft und ein Beitrag zur Resilienz unserer Natur. Sie können sogar einen Schritt weitergehen und gezielt seltene oder gefährdete heimische Arten ansiedeln und Ihre Beobachtungen an Citizen-Science-Projekte wie den „Insektensommer“ des NABU melden. Ihr Garten wird so nicht nur zur Arche Noah, sondern auch zu einem kleinen Freilandlabor, das zum Verständnis und Schutz unserer Umwelt beiträgt.

Beginnen Sie noch heute damit, Ihren Garten als das zu sehen, was er sein kann: ein pulsierendes, artenreiches und widerstandsfähiges Ökosystem. Der erste Schritt zur Verwirklichung Ihrer persönlichen Arche Noah ist einfacher, als Sie denken, und beginnt mit der Entscheidung für das Leben.

Geschrieben von Dr. Sabine Keller, Dr. Sabine Keller ist eine promovierte Biologin und Ökologin mit 20 Jahren Erfahrung in der Feldforschung und im Management von Naturschutzprojekten. Ihre Leidenschaft gilt dem Schutz der heimischen Biodiversität und der Renaturierung von Lebensräumen.