Veröffentlicht am März 15, 2024

Entgegen der gängigen Meinung sind Krankheiten wie Diabetes oder Arthrose bei Haustieren kein unvermeidbares Schicksal, sondern oft das direkte Ergebnis alltäglicher Gewohnheiten, die Sie als Halter in der Hand haben.

  • Übergewicht ist der größte einzelne Risikofaktor und beschleunigt den Krankheitsverlauf massiv.
  • Industriell hergestelltes Futter kann durch versteckte Zucker, Füllstoffe und ein schlechtes Nährstoffprofil stille Entzündungen fördern.
  • Gezielte, moderate Bewegung und eine artgerechte Ernährung sind die wirksamsten Werkzeuge zur aktiven Krankheitsprävention.

Empfehlung: Werden Sie zum Gesundheits-Architekten Ihres Tieres, indem Sie seinen Zustand objektiv beurteilen (Rippen-Test) und seine Ernährung als Medizin betrachten, nicht nur als Sättigung.

Viele Tierhalter kennen diesen schleichenden Prozess: Das einst so agile und lebensfrohe Tier wird langsamer, die Spaziergänge kürzer, das Aufstehen mühsamer. Oft lautet die Diagnose dann Diabetes, Niereninsuffizienz oder Arthrose – sogenannte Zivilisationskrankheiten, die wir längst aus der Humanmedizin kennen. Die gängige Reaktion ist ein Gefühl der Hilflosigkeit, als wäre die Krankheit ein reiner Schicksalsschlag, der mit Medikamenten gemanagt werden muss. Man verlässt sich auf das Versprechen von „Spezialfutter“ und hofft auf das Beste.

Doch was, wenn diese Leiden gar kein unabwendbares Schicksal sind? Was, wenn sie zu einem großen Teil „hausgemacht“ sind – das Resultat von Lebensstil-Faktoren, die wir als Halter direkt beeinflussen? Die moderne Tiermedizin, insbesondere die Epigenetik, zeigt uns heute ein revolutionäres Bild: Die Gene Ihres Tieres sind nicht sein Schicksal, sondern eher ein Bauplan mit vielen Schaltern. Und Sie, der Halter, haben durch Ernährung, Bewegung und Umwelt die Macht, diese Schalter täglich an- oder auszuschalten. Sie sind der Architekt der Gesundheit Ihres Tieres.

Dieser Artikel bricht mit der passiven Opferrolle und gibt Ihnen die Kontrolle zurück. Er ist ein Weckruf und ein praktischer Leitfaden zugleich. Wir werden nicht nur die Symptome betrachten, sondern die wahren Ursachen dieser modernen Krankheiten an der Wurzel packen. Sie werden lernen, die leeren Versprechen der Futterindustrie zu durchschauen, den wahren Ernährungszustand Ihres Tieres objektiv zu beurteilen und mit gezielten Maßnahmen ein Umfeld zu schaffen, das Gesundheit fördert statt Krankheit. Es ist an der Zeit, die Verantwortung zu übernehmen und Ihrem Tier ein langes, vitales Leben zu ermöglichen.

Um Ihnen einen klaren Weg durch diese wichtigen Themen zu weisen, gliedert sich dieser Artikel in mehrere Kernbereiche. Von der fundamentalen Gefahr des Übergewichts über die Entschlüsselung von Futteretiketten bis hin zu praktischen Strategien für Gelenkgesundheit und ein starkes Immunsystem – jeder Abschnitt liefert Ihnen konkretes Wissen und umsetzbare Schritte.

Jedes Gramm zu viel ist ein Risiko: Die schleichende Gefahr des Übergewichts bei Haustieren

Das größte einzelne Gesundheitsrisiko für Haustiere in westlichen Ländern ist nicht ein Virus oder eine seltene Erbkrankheit, sondern schlichtes Übergewicht. Es ist die Mutter vieler Zivilisationskrankheiten. Eine erschreckende Studie zeigt, dass in Deutschland rund 52% der Hunde und Katzen übergewichtig sind. Viele Halter nehmen ein paar Kilo zu viel als harmlosen „Wohlstandsspeck“ wahr, doch in Wahrheit ist jedes Gramm eine schwere Bürde. Fettgewebe ist kein passiver Speicher, sondern eine aktive Drüse, die permanent entzündungsfördernde Botenstoffe ausschüttet. Diese stillen Entzündungen sind der Zündstoff für Krankheiten wie Diabetes, Herzerkrankungen und sogar bestimmte Krebsarten.

Die mechanische Belastung ist ebenso gravierend. Jedes zusätzliche Kilo lastet auf den Gelenken und beschleunigt den Verschleiß des Knorpels, was unweigerlich zu schmerzhafter Arthrose führt. Die deutschlandweit erste Spezialsprechstunde für adipöse Haustiere an der LMU München hat gezeigt, dass übergewichtige Tiere im Durchschnitt zwei bis drei Jahre kürzer leben als ihre normalgewichtigen Artgenossen. Diese verlorenen Jahre sind ein direkter Preis für eine gut gemeinte, aber fehlgeleitete Fütterung. Das Management des Körpergewichts ist daher keine kosmetische Frage, sondern die fundamentalste und wirksamste Form der proaktiven Prävention, die ein Halter betreiben kann.

Was die Werbung verschweigt: Wie die Futterindustrie zur Entstehung von Krankheiten beiträgt

Die Futterindustrie investiert Milliarden in Marketing, das uns ein idyllisches Bild von gesunden, glücklichen Tieren vermittelt. Begriffe wie „Premium“, „natürlich“ oder „vom Tierarzt empfohlen“ sollen Vertrauen schaffen und hohe Preise rechtfertigen. Doch die Realität hinter den glänzenden Verpackungen sieht oft anders aus. Viele kommerzielle Futtersorten sind auf maximale Schmackhaftigkeit und Haltbarkeit optimiert, nicht auf eine optimale Nährstoffversorgung. Sie enthalten häufig einen hohen Anteil an günstigen Füllstoffen wie Getreide oder pflanzlichen Nebenerzeugnissen, die für den Organismus von Fleischfressern wie Hunden und Katzen schwer verdaulich sind und das metabolische System belasten.

Detailaufnahme von verschiedenen Futterverpackungen mit Fokus auf Zutatenlisten

Versteckte Zucker, künstliche Aromen und Konservierungsstoffe können das empfindliche Gleichgewicht der Darmflora stören und chronische Entzündungen fördern. Als mündiger Halter müssen Sie lernen, zum Etiketten-Detektiv zu werden. Die Deklaration der Inhaltsstoffe, in absteigender Reihenfolge nach Gewichtsanteil, ist die einzige Wahrheit. An erster Stelle sollte immer eine klar definierte Fleischquelle stehen (z. B. „Hühnerfleisch“, nicht „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“). Der folgende Vergleich entlarvt einige der häufigsten Marketing-Tricks und zeigt, worauf Sie wirklich achten müssen.

Marketingbegriffe vs. Realität bei Tierfutter
Marketingbegriff Was es wirklich bedeutet Worauf Sie achten sollten
Getreidefrei Getreide ist kein günstiger Rohstoff, sondern teurer Nährstofflieferant. Oft ersetzt durch andere Kohlenhydrate wie Kartoffeln oder Erbsen. Alternative Kohlenhydrate wie Kartoffeln können gleiche Probleme verursachen. Achten Sie auf den Gesamtkohlenhydratanteil.
Premium Keine gesetzliche Definition. Ein reiner Marketingbegriff, der nichts über die Qualität der Zutaten aussagt. Prüfen Sie die Zutatenliste und die offene Deklaration, nicht den Preis oder die Verpackung.
Vom Tierarzt empfohlen Oft bestehen Verkaufspartnerschaften zwischen Futterherstellern und Kliniken. Es ist keine Garantie für eine unabhängige Empfehlung. Holen Sie eine unabhängige Ernährungsberatung ein, die nicht an eine bestimmte Marke gebunden ist.
100% natürlich Der Begriff ist nicht geschützt und kann trotzdem minderwertige, aber „natürliche“ Zutaten wie Federmehl oder Krallen enthalten. Auf eine konkrete Deklaration der Fleischquelle und aller Zutaten achten (z.B. „Muskelfleisch vom Rind“).

Bewegung ist die beste Medizin: Wie Sie die Gelenke Ihres Tieres ein Leben lang gesund erhalten

„Mein Hund bewegt sich genug, wir gehen ja jeden Tag spazieren.“ Dieser Satz ist ein weit verbreiteter Trugschluss. Es geht nicht nur um die Dauer der Bewegung, sondern vor allem um deren Qualität und Vielfalt. Besonders für die Gelenkgesundheit ist eine monotone Belastung, wie das Laufen auf Asphalt, auf Dauer eher schädlich als nützlich. Die Zahlen sind alarmierend: Studien deuten darauf hin, dass bis zu 90% der Hunde über 5 Jahre Anzeichen von Arthrose aufweisen. Diese degenerative Gelenkerkrankung ist nicht einfach eine „Alterserscheinung“, sondern oft das Resultat von jahrelanger Fehlbelastung, Übergewicht und unzureichend aufgebauter Muskulatur.

Die beste Medizin zur Prävention ist gezieltes Training, das die Propriozeption – die Eigenwahrnehmung des Körpers im Raum – schult. Eine gut ausgebildete Propriozeption ermöglicht es dem Tier, unebene Untergründe auszugleichen und seine Gelenke durch eine starke, stützende Muskulatur zu schützen. Statt monotoner Spaziergänge sollten Sie gezielte, langsame und kontrollierte Übungen in den Alltag integrieren. Dies fördert nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Auslastung und stärkt die Bindung zwischen Ihnen und Ihrem Tier. Die folgenden Übungen sind einfach umzusetzen und haben einen enormen präventiven Effekt.

  • Verschiedene Untergründe nutzen: Führen Sie Ihr Tier bewusst über Gras, Sand, Waldboden oder Kies. Jeder Untergrund fordert das Gleichgewichtssystem auf eine neue Art heraus.
  • Balanceübungen: Lassen Sie Ihr Tier langsam über ein weiches Kissen, eine zusammengelegte Decke oder ein spezielles Balance-Pad gehen.
  • Slalom: Stellen Sie Pylonen, Flaschen oder Schuhe auf und lassen Sie Ihr Tier im langsamen Schritt einen Slalom darum laufen.
  • Cavaletti-Training: Legen Sie Besenstiele oder Äste flach auf den Boden und lassen Sie Ihr Tier bewusst darüber steigen. Dies fördert das Anheben der Beine.
  • Rückwärts- und Seitwärtsgehen: Wenige Schritte in diese ungewohnten Richtungen schulen die Koordination und aktivieren selten genutzte Muskelgruppen.

Der Darm als Zentrum der Gesundheit: Wie Sie das Immunsystem Ihres Tieres von innen stärken

Die moderne Wissenschaft hat eindrucksvoll bestätigt, was ganzheitliche Tiermediziner schon lange predigen: Der Darm ist weit mehr als nur ein Verdauungsorgan. Er ist die Schaltzentrale des Immunsystems. Rund 80% aller Immunzellen sind in der Darmschleimhaut angesiedelt. Eine gesunde, vielfältige Darmflora (das Mikrobiom) agiert wie ein intelligenter Türsteher: Sie lässt lebenswichtige Nährstoffe passieren und wehrt gleichzeitig Krankheitserreger, Toxine und Allergene ab. Eine falsche Ernährung, reich an Zucker, Füllstoffen und künstlichen Zusätzen, zerstört dieses empfindliche Ökosystem. Die Folge ist ein „Leaky Gut“ (durchlässiger Darm), bei dem unvollständig verdaute Nahrungsbestandteile und Giftstoffe in den Blutkreislauf gelangen und das Immunsystem in ständige Alarmbereitschaft versetzen. Dies führt zu stillen Entzündungen, Allergien, Futtermittelunverträglichkeiten und Autoimmunerkrankungen.

Die enge Verbindung von Darm und Gehirn hat zudem direkten Einfluss auf das Verhalten. Wie Dr. Petra Kölle von der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München hervorhebt:

Die Darm-Hirn-Achse beeinflusst nicht nur die Verdauung, sondern auch das Verhalten und die Stressresistenz unserer Haustiere.

– Dr. Petra Kölle, Medizinische Kleintierklinik LMU München

Ein gesunder Darm ist also die Basis für einen gesunden Körper und einen ausgeglichenen Geist. Glücklicherweise können Sie als Halter die Darmgesundheit gezielt unterstützen. Schon kleine Ergänzungen im Futterplan können eine große Wirkung entfalten und helfen, das Mikrobiom wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

  • Probiotika: Kleine Mengen Naturjoghurt, Kefir oder spezieller probiotischer Ergänzungen für Tiere liefern nützliche Bakterien.
  • Präbiotika: Ballaststoffe aus gekochtem Kürbis, Chicorée oder Topinambur dienen den guten Darmbakterien als Futter.
  • Fermentiertes Gemüse: In sehr kleinen Mengen kann z.B. Sauerkraut (ungewürzt!) eine wertvolle Quelle für Enzyme und Probiotika sein.
  • Knochenbrühe: Selbstgekochte Knochenbrühe ist reich an Kollagen und Aminosäuren, die helfen, die Darmschleimhaut zu regenerieren und abzudichten.

Die unsichtbaren Gifte im Alltag: Wie Sie die Krebsrisiken in Ihrem Haushalt minimieren

Wir schützen unsere Tiere vor den offensichtlichen Gefahren der Außenwelt, doch die größten Risiken lauern oft unsichtbar in den eigenen vier Wänden. Haustiere sind durch ihre Lebensweise einer viel höheren Konzentration an Haushaltschemikalien ausgesetzt als wir Menschen. Sie laufen barfuß über frisch gewischte Böden, lecken ihre Pfoten sauber, atmen Dämpfe in Bodennähe ein und kuscheln auf Textilien, die mit Weichspülern behandelt wurden. Viele herkömmliche Reinigungsmittel, Pestizide, Duftstoffe und sogar Passivrauch enthalten karzinogene Substanzen, die sich im Organismus anreichern und das Krebsrisiko signifikant erhöhen können.

Helles, luftiges Wohnzimmer mit haustierfreundlichen Pflanzen und natürlichen Reinigungsmitteln

Besonders Katzen sind gefährdet, da ihnen ein wichtiges Enzym zur Entgiftung bestimmter Substanzen (wie Phenole, die in vielen Desinfektionsmitteln vorkommen) fehlt. Passivrauchen ist ein weiterer massiver Risikofaktor; Tiere in Raucherhaushalten haben ein drastisch erhöhtes Risiko für Lungen- und Lymphdrüsenkrebs. Auch viele beliebte Zimmerpflanzen wie Efeu, Dieffenbachie oder der Weihnachtsstern sind hochgiftig. Als verantwortungsvoller Halter liegt es in Ihrer Macht, diese toxische Last zu reduzieren und eine sichere Umgebung zu schaffen. Der Umstieg auf natürliche Reinigungsmittel wie Essigreiniger oder Schmierseife, der konsequente Verzicht auf das Rauchen in der Wohnung und die Wahl tierfreundlicher Pflanzen sind einfache, aber extrem wirkungsvolle Maßnahmen zur Krebsprävention.

Rippen-Test statt Waage: So erkennen Sie objektiv, ob Ihr Tier zu dick ist

Das größte Hindernis bei der Bekämpfung von Übergewicht ist die subjektive Wahrnehmung der Halter. Man sieht sein Tier jeden Tag, und die Gewichtszunahme ist ein schleichender Prozess. Dieses Phänomen ist wissenschaftlich belegt: Studien zeigen eine systematische Unterschätzung des Übergewichts durch die Besitzer. Was als „gut genährt“ empfunden wird, ist in der Realität oft schon deutliches Übergewicht. Die Zahl auf der Waage allein ist zudem wenig aussagekräftig, da sie nichts über die Körperzusammensetzung – das Verhältnis von Muskeln zu Fett – verrät.

Um eine ehrliche und objektive Einschätzung zu erhalten, müssen Sie Ihre Hände benutzen. Der Body Condition Score (BCS) ist ein standardisiertes System, bei dem der Körper des Tieres abgetastet wird. Der „Rippen-Test“ ist dabei das zentrale Element. Bei einem idealgewichtigen Tier sollten Sie die Rippen unter einer dünnen Fettschicht leicht fühlen können, ohne festen Druck ausüben zu müssen – ähnlich wie die Knöchel auf Ihrem Handrücken. Sind die Rippen nicht fühlbar, ist zu viel Fett vorhanden. Sind sie hingegen sichtbar, ist das Tier zu dünn. Dieser einfache Test entlarvt die Wahrheit und ist der wichtigste erste Schritt zur Korrektur.

Ihr Aktionsplan zur Gewichtskontrolle: Der Body Condition Score (BCS)

  1. Visuelle Prüfung von oben: Betrachten Sie Ihr stehendes Tier von oben. Eine deutliche Taille zwischen Brustkorb und Hüfte sollte klar erkennbar sein. Fehlt sie, ist dies ein erstes Warnsignal.
  2. Der Rippen-Test: Fahren Sie mit flachen Händen und leichtem Druck über den Brustkorb Ihres Tieres. Sie sollten jede einzelne Rippe problemlos fühlen können, als würden Sie über die Zinken eines Kamms streichen.
  3. Prüfung der Bauchlinie: Betrachten Sie Ihr Tier von der Seite. Die Bauchlinie sollte von den Rippen zur Hüfte hin deutlich ansteigen und nicht gerade oder gar hängend verlaufen.
  4. Tasten an Wirbelsäule und Becken: Fahren Sie mit der flachen Hand über den Rücken. Die Dornfortsätze der Wirbelsäule sollten unter einer leichten Fettschicht fühlbar sein.
  5. Ehrliche Bewertung und Dokumentation: Vergleichen Sie Ihre Befunde mit einer BCS-Skala (online verfügbar). Ein Score von 3 (auf einer 5er-Skala) oder 4-5 (auf einer 9er-Skala) ist ideal. Dokumentieren Sie den Zustand mit Fotos, um Fortschritte sichtbar zu machen.

Futter als Medizin: Wie Sie durch gezielte Ernährung Krankheiten positiv beeinflussen können

Die Idee, dass Nahrung heilende Eigenschaften haben kann, ist so alt wie die Medizin selbst. Für unsere Haustiere bedeutet das den gezielten Einsatz von Nährstoffen, die über die reine Sättigung hinaus eine therapeutische Wirkung entfalten. Dies ist der Kern der funktionalen Ernährung. Statt bei Gelenkschmerzen sofort zum Schmerzmittel zu greifen, können wir die Ernährung so gestalten, dass sie Entzündungen im Körper aktiv reduziert. Ein Paradebeispiel hierfür ist der Einsatz von spezifischen Fettsäuren und Pflanzenstoffen.

Fallbeispiel: Grünlippmuschel bei Gelenkproblemen

Wissenschaftliche Studien, wie sie von Experten zusammengefasst werden, belegen die positiven Effekte von Grünlippmuschelextrakt bei Hunden mit Arthrose. Die neuseeländische Muschel liefert einen einzigartigen Cocktail aus Omega-3-Fettsäuren, Glykosaminoglykanen (Bausteine für Knorpel und Gelenkflüssigkeit), Aminosäuren und Mineralstoffen. Dieser natürliche Wirkstoffkomplex kann helfen, die Entzündung in den Gelenken zu reduzieren und die Schmerzen zu lindern. Wichtig ist hierbei die Geduld: Der volle Effekt tritt meist erst nach einer kontinuierlichen Fütterung über zwei bis drei Monate ein, da der Körper die Bausteine erst in das Gelenkgewebe einlagern muss.

Dieser Ansatz lässt sich auf viele Bereiche ausweiten. Es geht darum, ein entzündungshemmendes Milieu im Körper zu schaffen. Dies erreichen Sie, indem Sie entzündungsfördernde Zutaten meiden und gleichzeitig gezielt entzündungshemmende Komponenten hinzufügen. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten „Gegenspieler“ in der Ernährung.

Entzündungshemmende vs. entzündungsfördernde Nahrung
Entzündungshemmend Entzündungsfördernd Wichtige Hinweise
Omega-3 (z.B. aus Algen- oder Fischöl) Überschuss an Omega-6 (z.B. aus Sonnenblumenöl, viel Getreide) Das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 sollte idealerweise unter 5:1 liegen.
Grünlippmuschel, Kollagen Zucker und einfache Kohlenhydrate Zucker „füttert“ Entzündungen direkt und belastet den Stoffwechsel.
Antioxidantien (z.B. aus Beeren, Kräutern) Transfette und ranzige Fette Hochverarbeitete Fette und Öle erzeugen oxidativen Stress im Körper.
Kurkuma mit Piperin (schwarzer Pfeffer) Künstliche Zusatzstoffe Farbstoffe, Aromen und Konservierungsmittel können das Immunsystem reizen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Sie sind der Gesundheits-Architekt: Die Gesundheit Ihres Tieres ist kein Zufall, sondern das Ergebnis Ihrer täglichen Entscheidungen in Bezug auf Futter, Bewegung und Umwelt.
  • Gewicht ist der Hauptschalter: Die Kontrolle des Körpergewichts durch objektive Messmethoden wie den Rippen-Test ist die wirksamste Einzelmaßnahme zur Prävention von Zivilisationskrankheiten.
  • Nahrung ist Information: Betrachten Sie Futter nicht als bloße Kalorienquelle, sondern als biochemische Information, die Entzündungen entweder fördern oder hemmen kann. Werden Sie zum kritischen Etikettenleser.

Der Bauplan der Gesundheit: Wie Sie mit einer maßgeschneiderten Ernährung das Wohlbefinden Ihres Tieres steuern

Nachdem wir die einzelnen Säulen der Gesundheit betrachtet haben – Gewicht, Bewegung, Darm und Umwelt – fügt sich alles zu einem Gesamtbild zusammen: Es gibt nicht die eine perfekte Ernährung für alle Tiere. Jedes Tier ist ein Individuum mit eigenen genetischen Veranlagungen, einem eigenen Stoffwechsel und einer eigenen Lebensgeschichte. Der wahre Schlüssel zur langfristigen Gesundheit liegt daher in einem maßgeschneiderten Ernährungsplan, der flexibel auf die Bedürfnisse Ihres Tieres eingeht. Dieser „Bauplan der Gesundheit“ ist kein starres Dogma, sondern ein dynamischer Prozess.

Ein zentrales Element dabei ist die Rotation. Die ständige Fütterung desselben Futters über Jahre hinweg kann zu Nährstoff-Imbalancen und der Entwicklung von Futtermittelunverträglichkeiten führen. Ein geplanter Rotationsplan, bei dem Sie alle paar Wochen oder Monate die Hauptproteinquelle (z.B. von Huhn zu Lamm zu Fisch) und die Kohlenhydratquelle wechseln, sorgt für ein breiteres Nährstoffspektrum und hält das Immunsystem trainiert, aber nicht überreizt. Beobachten Sie dabei genau, wie Ihr Tier auf die verschiedenen Komponenten reagiert: Wie ist die Fellqualität? Die Verdauung? Das Energielevel? Sie werden zum besten Experten für Ihr eigenes Tier.

Diese Herangehensweise verwandelt die Fütterung von einer lästigen Pflicht in ein aktives Gesundheitsmanagement. Sie reagieren nicht erst, wenn Ihr Tier krank ist, sondern schaffen proaktiv die besten Bedingungen für ein langes und vitales Leben. Sie werden vom passiven Konsumenten zum bewussten Gestalter – zum wahren Gesundheits-Architekten Ihres treuen Begleiters.

Übernehmen Sie jetzt die Rolle des Gesundheits-Architekten für Ihr Tier. Beginnen Sie heute damit, diese Prinzipien umzusetzen – für ein langes, gesundes und glückliches Tierleben an Ihrer Seite. Eine professionelle, unabhängige Ernährungsberatung kann Ihnen dabei helfen, den perfekten, individuellen Bauplan für Ihr Tier zu erstellen.

Häufige Fragen zu Haushaltsgiften und Krebsrisiken bei Haustieren

Welche Reinigungsmittel sind sicher für Haustiere?

Essigreiniger, Schmierseife und Produkte mit dem „Blauen Engel“-Siegel sind in der Regel unbedenklich. Vermeiden Sie unbedingt Produkte, die Phenole, Formaldehyd oder starke künstliche Duftstoffe enthalten, da diese für Tiere giftig sein können, insbesondere für Katzen.

Wie gefährlich ist Passivrauchen für Haustiere?

Passivrauchen ist extrem gefährlich. Haustiere in Raucherhaushalten haben ein signifikant erhöhtes Risiko für Lungenkrebs und Lymphome. Katzen sind besonders gefährdet, da sie beim Putzen ihres Fells die giftigen Nikotinpartikel von den Haaren auflecken und so zusätzlich oral aufnehmen.

Welche Zimmerpflanzen sind giftig?

Viele gängige Zimmerpflanzen sind für Haustiere giftig. Zu den gefährlichsten gehören Efeu, Oleander, Thuja (Lebensbaum), Dieffenbachie und der Weihnachtsstern. Sichere und tierfreundliche Alternativen sind zum Beispiel Katzengras, die Grünlilie oder eine Bambuspalme.

Geschrieben von Dr. Leonhard Fischer, Dr. Leonhard Fischer ist ein praktizierender Tierarzt mit über 15 Jahren Erfahrung in der Kleintiermedizin, dessen Schwerpunkt auf präventiver Gesundheitsvorsorge und innerer Medizin liegt.