Veröffentlicht am März 15, 2024

Moderne Gesundheitsvorsorge für Tiere ist keine starre Checkliste mehr, sondern ein dynamisches, strategisches Management von individuellen Risiken und Gesundheitsdaten.

  • Personalisierte Impf- und Parasitenpläne ersetzen starre Schemata und erhöhen die Sicherheit.
  • Gentests und die Analyse von Langzeit-Laborwerten ermöglichen eine echte Früherkennung, Jahre bevor Symptome auftreten.

Empfehlung: Betrachten Sie den jährlichen Tierarztbesuch nicht als Pflicht, sondern als strategische Planungssitzung für die Gesundheit Ihres Tieres – den „Gesundheits-TÜV“.

Als engagierter Tierhalter kennen Sie das Mantra: Impfen, entwurmen, fertig. Seit Jahrzehnten basiert die Gesundheitsvorsorge für unsere Haustiere auf einem festen Kalender von Standardmaßnahmen. Doch während sich die Welt um uns herum rasant weiterentwickelt hat, scheint dieser Ansatz oft in der Vergangenheit verhaftet. Viele fragen sich zu Recht: Ist dieser „One-size-fits-all“-Ansatz wirklich noch zeitgemäß? Reicht es aus, eine Liste abzuhaken, um unseren treuen Begleitern das bestmögliche, längste und gesündeste Leben zu ermöglichen?

Die moderne Veterinärmedizin gibt darauf eine klare Antwort: Nein. Die wahre Kunst der Prävention liegt heute nicht mehr im sturen Befolgen von Regeln, sondern im Aufbau einer strategischen Partnerschaft mit Ihrem Tierarzt. Es geht darum, von einer reaktiven Checklisten-Mentalität zu einem proaktiven Gesundheitsmanagement überzugehen. Stellen Sie sich vor, Sie könnten Krankheiten nicht nur abwehren, sondern deren Entstehung auf Basis genetischer Veranlagungen und subtiler Datenpunkte im Blut vorhersagen und verlangsamen. Die gute Nachricht ist: Diese Zukunft ist bereits heute in modernen Praxen Realität.

Dieser Artikel führt Sie durch die Säulen dieser neuen Ära der Präventivmedizin. Wir werden gemeinsam verstehen, warum ein Impfplan so individuell wie ein Fingerabdruck sein sollte, wie Daten aus Blut und Urin zu geheimen Botschaftern der Gesundheit werden und weshalb der jährliche Check-up zum wichtigsten strategischen Termin des Jahres wird – dem „Gesundheits-TÜV“ für Ihr Tier. Bereiten Sie sich darauf vor, die Gesundheitsvorsorge mit neuen Augen zu sehen.

Für alle, die visuelle Einblicke in die Präzision moderner tiermedizinischer Verfahren schätzen, bietet das folgende Video eine Darstellung einer spezifischen Injektionstechnik. Es ergänzt die hier besprochenen strategischen Konzepte um einen Blick auf die praktische, technische Seite der Tiermedizin.

Dieser Leitfaden ist so strukturiert, dass er Ihnen einen klaren und umfassenden Überblick über die wichtigsten Bereiche der modernen Vorsorge gibt. Jeder Abschnitt widmet sich einer zentralen Säule, von Impfungen bis hin zur Früherkennung durch Labordiagnostik.

Impfen mit Verstand: Was Ihr Tier wirklich braucht und was überflüssig ist

Die Frage „Welche Impfungen braucht mein Tier?“ lässt sich nicht pauschal beantworten. Ein moderner Impfplan ist maßgeschneidert und basiert auf einer individuellen Risikoanalyse. Die starre jährliche Wiederholung aller Impfungen gehört der Vergangenheit an. Stattdessen unterscheiden wir heute zwischen unverzichtbaren Core-Impfungen und optionalen Non-Core-Impfungen, die vom Lebensstil Ihres Tieres abhängen.

Zu den Core-Impfungen gehören jene, die jedes Tier unabhängig von seiner Haltung haben sollte, da die Erreger weit verbreitet und die Erkrankungen schwerwiegend sind. Laut den aktuellen Empfehlungen der StIKo Vet gehören dazu bei Hunden die 3 Core-Impfungen gegen Staupe, Parvovirose und Leptospirose. Diese bilden das Fundament des Immunschutzes. Viele dieser Impfungen bieten nach einer soliden Grundimmunisierung einen Schutz von drei Jahren oder länger, was unnötige Belastungen für den Organismus vermeidet.

Die Non-Core-Impfungen hingegen sind eine strategische Entscheidung. Ein Hund, der viel Kontakt zu Artgenossen in Hundeschulen oder Pensionen hat, profitiert von einer Impfung gegen Zwingerhusten (Bordetella). Eine Katze mit Freigang benötigt einen anderen Schutz als eine reine Wohnungskatze. Ein exzellentes Beispiel für diesen Wandel ist die Tollwut-Impfung: Da Deutschland seit Jahren als frei von terrestrischer Tollwut gilt, hat die StIKo Vet die Tollwutimpfung für Tiere, die das Land nicht verlassen, von einer Core- zu einer Non-Core-Impfung herabgestuft. Dies zeigt, dass Impfempfehlungen keine Dogmen, sondern dynamische, wissenschaftsbasierte Richtlinien sind.

Wurmkur nach Kalender? Warum eine gezielte Parasitenkontrolle schlauer und gesünder ist

Die pauschale Entwurmung alle drei Monate war lange Zeit Standard, ist aber aus moderner Sicht überholt. Dieser Ansatz behandelt Tiere prophylaktisch mit Medikamenten, oft ohne dass überhaupt ein Befall vorliegt. Dies führt nicht nur zu einer unnötigen Medikamentenbelastung, sondern fördert auch die Entwicklung von Resistenzen. Die zeitgemäße Alternative heißt: strategische Parasitenkontrolle. Anstatt blind zu behandeln, wird erst diagnostiziert und dann gezielt gehandelt.

Das Fundament dieses Ansatzes ist die regelmäßige Untersuchung von Kotproben. Anhand dieser Analysen kann Ihr Tierarzt exakt bestimmen, ob und mit welchen Parasiten Ihr Tier befallen ist. Nur bei einem positiven Befund wird ein passgenaues Medikament eingesetzt. Dies schont nicht nur den Organismus Ihres Tieres und Ihren Geldbeutel, sondern ist auch ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen Resistenzbildung. Die Risikoanalyse ist dabei entscheidend: Ein Freigänger-Kater, der Mäuse fängt, hat ein höheres Risiko als eine Wohnungskatze und benötigt eventuell häufigere Kontrollen.

Eine Ausnahme von diesem Prinzip bildet der Schutz vor Ektoparasiten wie Zecken und Flöhen, die nicht nur lästig sind, sondern auch gefährliche Krankheiten übertragen können. Hier ist Prophylaxe entscheidend. Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) vertritt dazu eine klare Meinung, wie eine Veröffentlichung unterstreicht:

Die Applikation von repellierenden/akariziden Substanzen auf die Haut sollte zumindest in der Zeckensaison besser aber ganzjährig erfolgen.

– StIKo Vet, Impfempfehlungen für Hunde

Diese Empfehlung unterstreicht den strategischen Ansatz: Während bei inneren Parasiten der Grundsatz „Testen vor Behandeln“ gilt, ist bei äußeren Parasiten die lückenlose Prävention der Schlüssel, um Krankheiten wie Borreliose oder Anaplasmose von vornherein zu verhindern.

Ein Blick in die Zukunft: Wie Gentests helfen können, Erbkrankheiten bei Ihrem Tier vorzubeugen

Was wäre, wenn Sie nicht nur auf die ersten Symptome einer Krankheit warten müssten, sondern schon Jahre im Voraus wüssten, für welche Leiden Ihr Tier ein erhöhtes Risiko trägt? Genau das ermöglicht die moderne Genetik. Gentests sind nicht länger nur für Züchter relevant, sondern entwickeln sich zu einem mächtigen Werkzeug im genetischen Risikomanagement für jeden verantwortungsbewussten Tierhalter. Sie bieten einen tiefen Einblick in die individuelle Veranlagung Ihres Lieblings.

Ein solcher Test kann Aufschluss über Prädispositionen für hunderte von Krankheiten geben – von Herzerkrankungen über neurologische Leiden bis hin zu bestimmten Krebsarten. Die Kenntnis dieser Risiken ermöglicht es Ihnen und Ihrem Tierarzt, eine hochgradig personalisierte Vorsorgestrategie zu entwickeln. Liegt beispielsweise eine Veranlagung für eine bestimmte Gelenkerkrankung vor, können frühzeitig Maßnahmen wie angepasste Ernährung, Physiotherapie oder spezielle Nahrungsergänzungsmittel ergriffen werden, um den Ausbruch der Krankheit zu verzögern oder ihre Symptome deutlich zu lindern.

Nahaufnahme einer DNA-Probe und wissenschaftlicher Laborgeräte für Gentests bei Tieren

Diese Tests sind heute einfacher und zugänglicher denn je; oft reicht ein einfacher Wangenabstrich. Das Ergebnis ist kein unabwendbares Schicksal, sondern eine wertvolle Information. Es erlaubt, die Überwachungsintervalle anzupassen, bei Laboruntersuchungen gezielt auf bestimmte Werte zu achten und den Lebensstil des Tieres so zu optimieren, dass genetische Schwachstellen bestmöglich kompensiert werden. Es ist die ultimative Form der proaktiven Gesundheitsvorsorge.

Mehr als nur Mundgeruch: Warum Zahnpflege für Ihr Tier lebenswichtig ist

Mundgeruch bei Hunden und Katzen wird oft als harmlose Begleiterscheinung abgetan. In Wahrheit ist er jedoch meist das erste Alarmsignal für ernsthafte Zahnprobleme, die weitreichende Folgen für die Allgemeingesundheit haben können. Bakterien aus entzündetem Zahnfleisch und Zahnstein können in die Blutbahn gelangen und lebenswichtige Organe wie Herz, Nieren und Leber schädigen. Zahnpflege ist daher keine Kosmetik, sondern ein fundamentaler Baustein der Krankheitsprävention.

Die Basis ist die tägliche Zahnpflege zu Hause durch Zähneputzen, ergänzt durch spezielle Kauartikel oder Futterzusätze. Doch genau wie beim Menschen ist eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung beim Experten unerlässlich. In unserer Praxis sehen wir täglich, wie sich unter scheinbar harmlosen Belägen massive Entzündungsherde verbergen. Eine professionelle Reinigung entfernt Zahnstein gründlich – auch unter dem Zahnfleischsaum, wo die eigentliche Gefahr lauert. Basierend auf der aktuellen Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) kostet eine professionelle Zahnreinigung beim Hund zwischen 200 und 400€, eine Investition, die im Vergleich zu den Kosten für die Behandlung einer chronischen Nieren- oder Herzerkrankung verschwindend gering ist.

Viele Halter scheuen den Eingriff aufgrund der notwendigen Narkose. Doch die modernen Anästhesieverfahren sind heute extrem sicher. Die Inhalationsnarkose mit engmaschigem Monitoring von Herz, Kreislauf und Atmung hat die Zahnbehandlung revolutioniert. Eine Behandlung ohne Narkose gilt heute nicht nur als ineffektiv, da die wichtigen Bereiche unter dem Zahnfleisch nicht erreicht werden können, sondern auch als tierschutzwidrig. Ein waches Tier würde den Stress und die Schmerzen durch die Behandlung nicht tolerieren. Die moderne Narkose ermöglicht eine stressfreie, gründliche und sichere Sanierung des Gebisses.

Kastration als Gesundheitsvorsorge: Welche Krankheitsrisiken Sie Ihrem Tier damit ersparen

Die Entscheidung für oder gegen eine Kastration ist eine der folgenreichsten, die Sie für Ihr Tier treffen. Während früher oft die Verhinderung von Nachwuchs im Vordergrund stand, rückt heute der Aspekt der Gesundheitsvorsorge immer stärker in den Fokus. Eine Kastration ist weit mehr als nur ein Verhütungsmittel; sie ist eine indikationsbasierte Maßnahme, die das Risiko für eine Reihe schwerwiegender, hormonell bedingter Erkrankungen drastisch senken kann.

Bei Hündinnen eliminiert eine frühzeitige Kastration das Risiko für potenziell tödliche Gebärmuttervereiterungen (Pyometra) und senkt das Risiko für Mammatumore (Brustkrebs) erheblich, wenn sie vor der ersten oder zweiten Läufigkeit durchgeführt wird. Bei Rüden beugt die Kastration Hodentumoren und vielen Prostataerkrankungen vor, die im Alter zu erheblichen Beschwerden führen können. In Deutschland ist dieser medizinische Aspekt sogar gesetzlich verankert: Laut einer Erläuterung zum Tierschutzgesetz fordert §6 des Tierschutzgesetzes eine medizinische Indikation für die Kastration. Die reine Verhinderung der Fortpflanzung reicht als Grund nicht aus; der gesundheitliche Nutzen muss im Vordergrund stehen.

Tierärztin erklärt Modell der Fortpflanzungsorgane während eines Beratungsgesprächs

Allerdings ist die Kastration kein Allheilmittel und hat auch Nachteile, wie ein erhöhtes Risiko für Gewichtszunahme oder mögliche Veränderungen im Fell. Bei bestimmten Hunderassen kann eine zu frühe Kastration das Risiko für orthopädische Probleme erhöhen. Daher ist eine pauschale Empfehlung nicht zielführend. Die moderne Tiermedizin setzt auf eine individuelle Beratung, in der die Vorteile und Nachteile basierend auf Rasse, Alter, Gesundheitszustand und Lebensumständen Ihres Tieres sorgfältig abgewogen werden. Es ist ein partnerschaftlicher Entscheidungsprozess, kein Standardeingriff.

Die geheimen Botschaften von Blut und Urin: Was Laborwerte über die Gesundheit Ihres Tieres verraten

Was das äußere Erscheinungsbild oft noch verbirgt, kann eine Laboruntersuchung von Blut und Urin bereits ans Licht bringen. Diese Proben sind wie ein offenes Buch über den Gesundheitszustand Ihres Tieres und ein Eckpfeiler der modernen Früherkennung. Die daten-gestützte Vorsorge ermöglicht es, schleichende Veränderungen und Krankheiten zu erkennen, lange bevor klinische Symptome wie Abgeschlagenheit oder Gewichtsverlust sichtbar werden. Dies verschafft uns einen unschätzbaren Zeitvorteil bei der Behandlung.

Besonders bei alternden Tieren – bei Hunden und Katzen etwa ab dem siebten Lebensjahr – ist ein jährliches Senioren-Screening Gold wert. Bestimmte Werte sind hier von besonderer Bedeutung. Ein Schlüsselparameter ist der SDMA-Wert, ein Frühmarker für Nierenerkrankungen, der oft schon Monate oder sogar Jahre vor anderen Werten ansteigt. Ebenso wichtig ist die Kontrolle des T4-Wertes zur Überprüfung der Schilddrüsenfunktion, da sowohl Über- als auch Unterfunktionen häufige Alterserkrankungen sind.

Der eigentliche Schlüssel zur Früherkennung liegt jedoch nicht in der Betrachtung eines einzelnen Laborergebnisses, sondern in der Verlaufskontrolle. Der Trend über mehrere Jahre ist die wichtigste Information. Ein Kreatininwert, der zwar noch im Normbereich liegt, aber über drei Jahre hinweg stetig ansteigt, ist ein viel deutlicheres Warnsignal als ein einmaliger, leicht erhöhter Wert. Durch die Dokumentation dieser Trends können wir schleichende Funktionsverluste von Organen aufdecken und mit diätetischen oder medikamentösen Maßnahmen frühzeitig gegensteuern, um die Lebensqualität lange zu erhalten.

Ihr Plan für die Senioren-Vorsorge: Wichtige Labor-Checkpunkte

  1. Nierenfrüherkennung: Bestehen Sie auf einem SDMA-Test als Teil des jährlichen Blutbilds ab 7 Jahren.
  2. Schilddrüsen-Check: Lassen Sie den T4-Wert zur Kontrolle der Schilddrüsenfunktion regelmäßig bestimmen.
  3. Verlaufskontrolle etablieren: Bitten Sie Ihren Tierarzt, die Ergebnisse jährlich zu vergleichen und Trends zu bewerten.
  4. Eigene Dokumentation: Führen Sie einen Gesundheitsordner, in dem Sie alle Laborbefunde sammeln, um den Überblick zu behalten.
  5. Ernährung anpassen: Besprechen Sie auf Basis der Laborwerte, ob eine Anpassung des Futters (z.B. Nieren- oder Leberdiät) sinnvoll ist.

Der unsichtbare Feind: Ein 4-Schritte-Plan zur vollständigen Befreiung Ihres Zuhauses von Parasiten

Ein akuter Flohbefall ist der Albtraum jedes Tierhalters. Was viele nicht wissen: Die Flöhe, die Sie auf Ihrem Tier sehen, sind nur die Spitze des Eisbergs. Etwa 95% der Flohpopulation – Eier, Larven und Puppen – befinden sich in der unmittelbaren Umgebung Ihres Tieres: im Teppich, in den Polstermöbeln, im Körbchen und in den Dielenritzen. Ein einzelner Floh auf dem Tier bedeutet, dass sich Hunderte oder Tausende seiner Nachkommen in Ihrem Zuhause entwickeln. Eine reine Behandlung des Tieres ist daher zum Scheitern verurteilt.

Um den Kreislauf nachhaltig zu durchbrechen, ist eine kombinierte Strategie aus Tierbehandlung und Umgebungsreinigung unerlässlich. Der erste Schritt ist die sofortige Behandlung aller Tiere im Haushalt mit einem schnell wirkenden, vom Tierarzt empfohlenen Präparat. Doch der eigentliche Kampf findet in der Wohnung statt. Tägliches, gründliches Staubsaugen, besonders an den Lieblingsplätzen Ihres Tieres, ist Pflicht. Der Staubsaugerbeutel sollte danach sofort entsorgt werden. Alle waschbaren Decken, Kissen und Bezüge müssen bei mindestens 60°C gewaschen werden.

Bei der Wahl der Mittel zur Umgebungsbehandlung und für das Tier selbst gibt es erhebliche Qualitätsunterschiede, wie eine Gegenüberstellung zeigt. Verschreibungspflichtige Präparate vom Tierarzt bieten oft einen entscheidenden Vorteil, da sie nicht nur adulte Parasiten abtöten, sondern auch die Entwicklung der Eier und Larven hemmen.

Wirksamkeitsvergleich: Tierarzt-Präparate vs. Drogeriemarkt-Produkte
Kriterium Verschreibungspflichtig (vom Tierarzt) Freiverkäuflich (z.B. Drogerie)
Wirksamkeit gegen Eier/Larven Hoch (oft integriert) Gering bis mittel
Wirkung auf Umgebungsstadien Oft indirekt durch das behandelte Tier Separate Umgebungsbehandlung nötig
Risiko der Resistenzbildung Geringer durch kontrollierten Einsatz Erhöht durch breite, oft unsachgemäße Anwendung
Beratungsqualität Individuell und professionell Keine oder nur allgemeine Hinweise

Für hartnäckige Fälle können spezielle Sprays oder Vernebler (Fogger) für die Wohnung notwendig sein. Diese enthalten Wirkstoffe, die die Entwicklung der Jugendstadien der Flöhe stoppen. Hier ist eine genaue Befolgung der Anweisungen und eine gute Beratung durch Ihren Tierarzt entscheidend für Erfolg und Sicherheit.

Das Wichtigste in Kürze

  • Verschieben Sie den Fokus von einer reaktiven Checkliste hin zu einem proaktiven, strategischen Gesundheitsmanagement.
  • Nutzen Sie Daten (Gentests, Laborwerte) und individuelle Risikoanalysen (Impfungen, Kastration) als Basis für alle Entscheidungen.
  • Betrachten Sie Ihren Tierarzt als strategischen Partner auf dem Weg zu einem längeren und gesünderen Leben für Ihr Tier.

Der Gesundheits-TÜV für Ihr Tier: Warum der jährliche Check-up beim Tierarzt die beste Investition ist

Stellen Sie sich vor, Sie würden mit Ihrem Auto nur dann in die Werkstatt fahren, wenn der Motor bereits stottert. Undenkbar, oder? Der regelmäßige TÜV ist selbstverständlich, um die Sicherheit zu gewährleisten und teure Folgeschäden zu vermeiden. Genau diese Logik sollten wir auf die Gesundheit unserer Tiere übertragen. Der jährliche Check-up ist weit mehr als nur die jährliche Impfung; er ist der Gesundheits-TÜV, die wichtigste strategische Maßnahme zur Sicherung eines langen und gesunden Lebens.

Bei diesem Termin laufen alle Fäden der modernen Prävention zusammen. Es ist die Gelegenheit, die individuellen Impf- und Parasitenmanagement-Pläne zu überprüfen und anzupassen. Es ist der Moment, um Blut- und Urinproben für die daten-gestützte Früherkennung zu nehmen und die Ergebnisse im Langzeitverlauf zu bewerten. Die gründliche körperliche Untersuchung von Kopf bis Pfote – vom Zahnstatus über das Abhören von Herz und Lunge bis zum Abtasten der Gelenke – liefert unschätzbare Basisdaten. Diese regelmäßige Datenerhebung ist der Schlüssel, um subtile Veränderungen frühzeitig zu erkennen.

Dieser partnerschaftliche Ansatz wird auch von der nächsten Generation der Tiermediziner stark angenommen. Eine Studie der TiHo Hannover zeigt, dass bereits über 61,8% der Tiermedizinstudenten moderne Lernmethoden wie Videos nutzen, um sich präventive Konzepte anzueignen. Dies unterstreicht den Wandel hin zu einer proaktiven, aufgeklärten Veterinärmedizin. In der Praxis bedeutet dies, dass Ihr Tierarzt nicht nur Behandler, sondern auch Berater und Coach für die Gesundheit Ihres Tieres ist.

Aktionsplan: Ihre Checkliste für den „Gesundheits-TÜV“

  1. Fahrwerk prüfen: Bitten Sie um eine Ganganalyse und eine sorgfältige Untersuchung der Gelenke, besonders bei älteren oder sehr aktiven Tieren.
  2. Elektronik kontrollieren: Lassen Sie den Transponderchip auslesen und prüfen Sie, ob die Registrierung bei TASSO oder FINDEFIX noch aktuell ist.
  3. Motor checken: Eine gründliche Auskultation von Herz und Lunge ist Pflicht, um frühzeitig Geräusche oder Unregelmäßigkeiten zu entdecken.
  4. Karosserie inspizieren: Bitten Sie um eine genaue Kontrolle von Haut, Fell und Krallen sowie eine detaillierte Erhebung des Zahnstatus.
  5. Dokumentation sichern: Sammeln Sie alle Befunde, Laborergebnisse und Notizen in einem Gesundheitsordner, um die Entwicklung über Jahre nachvollziehen zu können.

Betrachten Sie diese jährliche Untersuchung als die beste Investition in die gemeinsame Zukunft mit Ihrem Tier. Sie schaffen damit die Grundlage für viele weitere gesunde und glückliche Jahre.

Der nächste logische Schritt ist nun, diesen strategischen Ansatz in die Tat umzusetzen. Vereinbaren Sie einen Termin für den „Gesundheits-TÜV“ bei Ihrem Tierarzt, um einen individuellen und langfristigen Vorsorgeplan für Ihren treuen Begleiter zu entwickeln.

Häufige Fragen zur modernen Krankheitsvorbeugung in der Tiermedizin

Was bedeutet ‚Träger‘ bei einem Gentest-Ergebnis?

Wenn ein Tier als ‚Träger‘ für eine bestimmte Erbkrankheit identifiziert wird, bedeutet das, dass es eine Kopie des mutierten Gens in sich trägt. Das Tier selbst wird in der Regel nicht an der Krankheit erkranken, da eine gesunde Genkopie den Defekt ausgleicht. Es kann die Anlage jedoch an seine Nachkommen vererben. Für die Zucht ist diese Information entscheidend.

Welche Gentests sind für Deutsche Schäferhunde relevant?

Für den Deutschen Schäferhund sind insbesondere Gentests auf die Degenerative Myelopathie (DM), eine fortschreitende neurologische Erkrankung, sowie die genetische Veranlagung für Hüftgelenksdysplasie (HD) von großer Bedeutung. Die Kenntnis dieser Risiken kann helfen, durch gezieltes Management den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.

Kann man durch Fütterung genetische Prädispositionen beeinflussen?

Ja, das ist einer der spannendsten Bereiche der modernen Tiermedizin. Durch sogenannte epigenetische Faktoren, zu denen maßgeblich die Ernährung zählt, kann die Ausprägung genetischer Anlagen beeinflusst werden. Eine speziell auf die genetischen Risiken abgestimmte Diät (z.B. zur Unterstützung der Gelenke oder Nieren) kann helfen, den Ausbruch einer Krankheit zu verzögern oder abzumildern.

Geschrieben von Dr. Leonhard Fischer, Dr. Leonhard Fischer ist ein praktizierender Tierarzt mit über 15 Jahren Erfahrung in der Kleintiermedizin, dessen Schwerpunkt auf präventiver Gesundheitsvorsorge und innerer Medizin liegt.